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Romantik und Dichtung der Befreiungskriege.

Bahnbrecher der Romantik.

Friedrich Hölderlin

(1770-1843).

(Geschichte der deutschen National-Literatur § 60.)

Griechenland.

Hätt' ich dich im Schatten der Platanen, wo durch Blumen der Ilissus rann, wo die Jünglinge sich Ruhm erfannen, wo die Herzen Sokrates gewann, wo Aspasia durch Myrten wallte, wo der brüderlichen Freunde Ruf aus der lärmenden Agora schallte, mo mein Blato Paradiese schuf;

wo den Frühling Festgefänge würzten, wo die Fluten der Begeisterung von Minervens heil'gem Berge stürzten der Beschützerin zur Huldigung wo in tausend süßen Dichterstunden, wie ein Göttertraum, das Alter schwand, hätt' ich da, Geliebter! dich gefunden, wie vor Jahren dieses Herz dich fand!

Ach, wie anders hätt' ich dich umschlungen! Marathons Heroen sängst du mir, und die schönste der Begeisterungen lächelte vom trunknen Auge dir; deine Brust verjüngten Siegsgefühle, und dein Haupt, vom Lorbeerzweig umspielt, fühlte nicht des Lebens dumpfe Schwüle, die so karg der Hauch der Freude kühlt.

Ist der Stern der Liebe dir verschwunden und der Jugend holdes Rosenlicht? Ach, umtanzt von Hellas goldnen Stunden, fühltest du die Flucht der Jahre nicht! Ewig, wie der Vesta Flamme, glühte Mut und Liebe dort in jeder Brust, wie die Frucht der Hesperiden blühte ewig dort der Jugend süße Lust.

Für meines Lebens goldnen Morgen. sei Dank, o Pepromene, dir! Ein Saitenspiel und füße Sorgen und Träum' und Tränen gabst du mir! Die Flammen und die Stürme schonten mein jugendlich Elysium,

und Ruh' und stille Liebe thronten in meines Herzens Heiligtum.

Es reise von des Mittags Flamme, es reife nur von Kampf und Schmerz die Blüt' am grenzenlosen Stamme, wie Sprosse Gottes, dieses Herz! Beflügelt von dem Sturm, erschwinge mein Geist des Lebens höchste Lust, der Tugend Siegeslust verjünge bei kargem Glücke mir die Brust!

Im heiligsten der Stürme falle
zusammen meine Kerkerwand;
und herrlicher und freier walle
mein Geist ins unbekannte Land;
hier blutet oft der Adler Schwinge;
auch drüben wartet Kampf und Schmerz!
Bis an der Sonnen legte ringe,
genährt vom Siege, dieses Herz!

Rückkehr in die Heimat. 1801.

Ihr milden Lüfte, Boten Italiens,
und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom,
ihr wogenden Gebirg', o all ihr
sonnigen Gipfel! so seid ihr's wieder.

Du stiller Ort! in Träumen erschienst du fern nach hoffnungslosem Tage dem Sehnenden, und du, mein Haus, und ihr Gespielen, Bäume des Hügels, ihr wohlbekannten!

Wie lang ist's, o wie lange! des Kindes Ruh'
ist hin, und hin ist Jugend und Lieb' und Glück;
doch du, mein Vaterland, du heilig

duldendes, siehe, du bist geblieben!

Und darum, daß sie dulden mit dir, mit dir fich freun, erziehst du, teures! die Deinen auch und mahnst in Träumen, wenn sie ferne schweifen und irren, die Ungetreuen.

Und wenn im heißen Busen dem Jünglinge
die eigenmächt'gen Wünsche besänftiget
und stille vor dem Schicksal sind, dann
gibt der Geläuterte dir sich lieber.

Lebt wohl denn, Jugendtage, du Rosenpfad der Lieb' und all ihr Pfade des Wanderers, lebt wohl! und nimm und segne du mein Leben, o Himmel der Heimat, wieder!

Abendphantasie.

Vor seiner Hütte ruhigem Schatten sigt der Pflüger; dem Genügsamen raucht sein Herd. Gastfreundlich tönt dem Wanderer im

friedlichen Dorfe die Abendglocke.

Wohl kehren jezt die Schiffer zum Hafen auch! In fernen Städten fröhlich verraucht des Markts geschäft'ger Lärm; in stiller Laube

glänzt das gesellige Mahl den Freunden.

Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen

von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh' ist alles freudig; warum schläft denn

nimmer nur mir in der Brust der Stachel?

Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; unzählig blühn die Rosen, und ruhig scheint die goldne Welt; o dorthin nehmt mich, purpurne Wolken! und mögen droben

in Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, flieht der Zauber, dunkel wird's, und einsam unter dem Himmel, wie immer, bin ich.

Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt das Herz; doch endlich, Jugend, verglühst du ja, du ruhelose, träumerische!

Friedlich und heiter ist dann das Alter.

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Arion war der Töne Meister, die 3ither lebt' in seiner Hand; damit ergögt er alle Geister, und gern empfing ihn jedes Land. Er schiffte goldbeladen

jezt von Tarents Gestaden, zum schönen Hellas heimgewandt.

Arion.

Zum Freunde zieht ihn sein Verlangen, ihn liebt der Herrscher von Korinth. Eh' in die Fremd' er ausgegangen, bat er ihn, brüderlich gesinnt:

„Laß dir's in meinen Hallen
doch ruhig wohlgefallen!
Biel kann verlieren, wer gewinnt."

Arion sprach: „Ein wandernd Leben
gefällt der freien Dichterbrust.
Die Kunst, die mir ein Gott gegeben,
fie sei noch vieler Tausend Luft.

An wohlerworbnen Gaben
wie werd' ich mich einst laben,
des weiten Ruhmes froh bewußt!"

1797.

Er steht im Schiff am zweiten Morgen;
die Lüfte wehen lind und warm:
„O Periander, eitle Sorgen!
Vergiß sie nun in meinem Arm!
Wir wollen mit Geschenken
die Götter reich bedenken
und jubeln in der Gäste Schwarm!"

Es bleiben Wind und See gewogen,
auch nicht ein fernes Wölkchen graut;
er hat nicht allzuviel den Wogen,
den Menschen allzuviel vertraut.

Er hört die Schiffer flüstern, nach seinen Schäßen lüstern; doch bald umringen fie ihn laut.

„Du darfst, Arion, nicht mehr leben. Begehrst du auf dem Land ein Grab, so mußt du hier den Tod dir geben; sonst wirf dich in das Meer hinab!" So wollt ihr mich verderben?

"

Ihr mögt mein Gold erwerben. Ich kaufe gern mein Blut euch ab."

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Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder, sich freier wechselnd, jegliches von dreien.

In solcher Ordnung, solcher Zahl gedeihen die zartesten und stolzesten der Lieder.

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