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Schwarzbrauner Hufschmied, was machst du für Sachen?
Du tust ja die andern drei Eisen abmachen.

Was hat das für Sinn?

Erkläre, beginn.“

„Ein Eisen ein Küßlein war ausbedungen.
Bier Eisen dem Schimmelein angezwungen,

gibt der Küßlein vier,
wofern ich nicht irr'.“

„Schwarzbrauner Hufschmied, mach doch die Eisen,
so daß ich's nicht merke, heimlich im leisen,
mach doch die Eisen, sag',

noch einmal ab."

Leo Sternberg
(geb. 1876).

(Geschichte der deutschen National-Literatur § 71.)

Die Freifrau von Stein.

Wo das Licht ist oben im Wald, steht die Burg auf steilem Gestein.
Tief unten ein Flämmchen im Fluß glimmt trüb der Widerschein.
Gar tief ist das Mutterherz.

Weißhaarig im festlichen Saale, inmitten der Kinder all

- zwölf blühenden Söhnen und Töchtern mit adligem Ehegemahl

sigt die Mutter mit strahlenden Wangen. Hell brennen die Kerzen im Saal. Und jede Brust trägt ein Lichtlein in Spange und Panzerstahl.

Kristallen blinken die Schalen. . . Die Paare vermischen sich bunt. . .

Und lachende Zähne schimmern aus rotem Frauenmund.

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Was trittst du ans Fenster, Mutter? Was schaust du ins Dunkel hinaus?“ „Von dem vielen, dem vielen Glanze ruh' ich die Augen aus!" ...

Aufgehen die Flügeltüren. Es klirrt Châtelaine und Sporn. . .

Verneigen... Es stimmen zum Reigen sich Geigen, Hoboën und Horn .. „Was deckst du die Augen zu, Mutter? Und willst du nicht zusehn?“ „Zwölf Kerzen brennen herunter. . . Das schmerzt mich anzusehn!"

„Ach, meine liebste Mutter, ich stürbe gern vor dir!"

„Mein Kind, so sollst du nicht sagen! 3u viel des Glücks seid Ihr! Ich möchte das Öl meines Lebens — ach, warum kann ich's nicht! zugießen in dieser Stunde zu Eurem Lebenslicht!“ ...

Und die Schleier durchschlingen luftig den tanzdurchwogten Saal,
und gerötete Frauenschultern leuchten wider aus Panzerstahl.
aus dem Gedränge hinüber hält er den Blick
Vom Sig erhebt sich heimlich die Mutter sie schaut nicht zurück

Der Sohn

Sie schreitet zu der Türe

er sieht's und wehrt es nicht

Die Tür ist zugegangen. Herunter sinkt das Licht.

Wie Tränen laufen die Tropfen des Wachses die Kerzen entlang.

Eine Saite springt . . . Doch die Hörner übertönen's mit lauterem Klang. Die Kerzen, die zwölf, werden heller und nehmen wieder zu.

„O, Mutter! Wo ist unsre Mutter? ... Mutter, was tatest du?"

Sie suchten sie im Nebel, im Wald, am Fluß, im Tal,

mit Spürhund und mit Fackeln, mit Ruf und Hornsignal.

Sie ward nicht mehr gesehen. . . 3wölf Burgen ragen im Reich.
Ein Stern mit goldnen Wimpern gießt Licht auf sie zugleich.
Gar tief ist das Mutterherz.

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nun wiege deines Blutes Tanz in Schlaf und füße Ruh . .
Wer weiß, was morgen in dich haucht!

Ins Urgeheimnis schautest du.

Die Wege.

O, all ihr Wege, ihr vielen,

die über die Länder spielen!

Ihr Zeiger nach tausend Zielen!

Du suchender Wandrer! Es schweifen die Sterne, die Bahnen schleifen.

Kein Mensch wird Gott begreifen.“

Ich gehe, gehe, gehe!

Daß Wege sind, ist mein Wehe;

und daß ich ernte, statt säe.

„Gott wirft das Korn... Durchflogen
hast du das Licht! . . . In die Wogen
gehen alle Wege, die zogen. . .“

Nur sehen will ich dich.

Nur sehen will ich dich, nicht kennen.

Blond sollst du sein, daß meine Hände brennen,
sanft zu berühren diese lichte Flut.

Nur scheinen sollst du mir, als wärst du gut!
Ich weiß zu weh', daß wir nicht himmlisch sind,
wenn Himmelslicht das Antlitz überrinnt. . .
Nur schauen laß mich, meine Mängel
verbrennen in dem Glauben an den Engel!
Nicht wissen! .. O, so eng verbunden

find wir mit Sterblichem, daß Gottes Wohlgefallen
durch Eines Glauben ist versöhnt mit Allen!

Dich anschaun in der leßten meiner Stunden!

Der Blütenbaum.

Von dem breiten Blütenbaum der Sterne, der bis auf die Erde hängt,

gligernd überwölbt ist alle Ferne.

Schlafversenkt,

ruht die Nacht unter dem Weltenbaume

und die Schöpfung - dicht darumgedrängt. . .

In der Wurzel fingt die Quelle ihren Silbersang im Raume...

Den kleinen Mond beflügelt ein Silberwölkchenpaar: Ein fliegend Engelköpfchen am Himmel blau und klar.

Reine Nacht.

Es stehen lauter Wiegen

da drunten auf der Welt: Kind neben Kind, das wachend die Augen offen hält.

Sie wissen nichts von gestern
und auch von morgen nichts
und spiegeln sich im Frieden
des Engelsangesichts.

Otto Dertel
(geb. 1872).

Am Abgrund.

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„Ich will nicht fallen, Weltengeist, wie Blüten, die der Sturmwind reißt im Lenz vom Baum, wenn der dich preist.

Dein Feind ist's, der im Lenzsturm braust, und der mit seiner rohen Faust dir deine Blütenpracht zerzaust.

Dein Feind ist's, der die Hippe hält, daß wieder er ein Kind dir fällt, das du hast an sein Werk gestellt.

Warum, Herr, nennst du Vater dich? Du läßt in Feindeshänden mich, dein Kind. Es will vollenden sich!"

Da trat am Abendhimmel fern aus Wolkenflor ein goldner Stern gleich einem Gnadenblick des Herrn.

Ich fühlte eine weiche Hand, mein Weib, mein Kindchen bei mir stand, um mich stieg Duft aus Blütenland.

Genesung.

Frieden weht die Abendkühle

über Flur und Hain,

doch der Frieden, den ich fühle, muß vom Himmel sein.

Opferung.

Im Golde steht die ganze Welt. Bom Fels in goldnen Tropfen fällt der Bach und wallt, wird still und ruht und liegt im Glanz der Abendglut. Und übers grüne Wipfelmeer da fließt's wie goldnes Fluten her. Bom Blachfeld funkelt es herauf, als wäre dort der Sterne Lauf.

Denn du, Erde, kannst wohl wiegen
Wald und Feld zur Ruh',
doch mein Herzeleid besiegen,
Himmel, kannst nur du!

Die Sonne sinkt und sinkt, sie liegt
auf leichter Wolke Saum, es schmiegt
der Wolke wallendes Gewand
sich an die Erde, und das Land
erbebt und tut sich auf, und weiß
erhebt sich's auch vom kleinsten Reis,
und um mich her wird zum Altar,
was hold verklärt im Goldglanz war.

Ich steh' in goldner Hoffnung Glanz,
und meine Seele löst sich ganz.
Umflossen von dem Opferhauch,
tut sie sich auf und opfert auch.

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Und wo ne Ma vo witem lauft, so het er vo der Bauwele gchauft; er treit sie uf de Achsle no und uffem Huet un lauft dervo. Was laufsch denn so, du närrsche Ma? De wirsch sie doch nit gestohle ha?

Und Gärten ab und Gärten uf hen alli Scheie Chapli uf, fie stöhn wie großi Here do; fie meine, 's heigs sust niemes so. Der Nußbaum het doch au fie Sach', und 's Herehus und 's Chilche-Dach.

Und wo me luegt, isch Schnee und Schnee, me sieht ke Stroß und Fueß-Weg meh. Meng Some-Chörnli chlei und zart, lit unterm Bode wohl verwahrt, und schnei's, so lang es schneie mag, es wartet uf si Ostertag.

Meng Summer-Bögli schöner Art lit unterm Bode wohl verwahrt; es het kei Chummer und kei Chlag und wartet uf si Ostertag: und gangs au lang, er chunnt emol, und sieder schlofts, und 's isch em wohl.

Doch wenn im Frühlig's Schwälmli fingt und d'Sunne-Wärmi abedringt, pot taufig, wacht's in jedem Grab und streift si Tote-Hemdli ab. Wo nummen au ne Löchli isch, schlieft 's Leben use jung und frisch.

Do fliegt e hungrig Späßli her! e Brösli Brot wär si Begehr. Es luegt ein so erbärmli a; 's het sieder nechte nüht meh gha. Gell, Bürstli, sel isch andri Zit, wenn 's Chorn in alle Fure ltt?

Do hesch! Loß andern au dervo! Bisch hungerig, chasch wieder cho! 's muß wohr fi, wie 's e Sprüchi git: „Sie seihe nit und ernde nit;

"

fie hen kei Pflug und hen ke Joch,

und Gott im Himmel nährt sie doch.“

Anmerkung. echt: etwa; Bauwele: Baumwolle; ne Ma: ein Mann; Scheie: Pfahl; Schwälmli: Schwalbe; Fure: Furche; cho: kommen.

Das Spinnlein.

Nei, lueget doch das Spinnli a,

wie's zarti Fädi zwirne cha!

Wo hets di fini Riste g'no, bi wellem Meister hechle lo?

Bas Gvatter, meinsch, chasch's au ne so? Meinsch, wemme's wüßt, wol mengi Frau,

De wirsch mers, traui, blibe lo,

es machts so subtil und so nett,

i wott nit, aß i 's a'hasple hätt.

sie wär so gescheit und holti au! Jez lueg mer, wie's fi Füeßli segt

und d'Ermel streift und d'Finger negt.

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