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Vorrede zur dritten Auflage.

Ta Herausgeber ist den Grundsägen, die ihn bei der Bearbeitung der ersten Autage des „Handbuchs der poetischen National-Literatur der Deutschen" geleitet, aus bei der dritten im Ganzen treu geblieben; doch hat er sich in dieser einzelne rehungen erlaubt, über die er sich um so mehr verpflichtet fühlt, Rechenschaft abzulegen, als gerade die strenge Beobachtung jener Grundsäße seinem Buche viele Freunde erworben hat.

Die wichtigste Abweichung besteht darin, daß in der neuen Auflage auch einzelne Bruchttücke mitgetheilt worden sind. Es waren vorzüglich zwei Gründe, welche mich bewogen, in diesem Punkte vom frühern Plane abzugehen. Die erste war die Rücksicht auf die Dichter selbst, von denen einzelne nicht in der ihnen zukommenden Bedeutsamkeit dargestellt werden konnten, wenn nur Ganzes aufgenommen werden follte. Dies ist namentlich der Fall bei Wieland, dessen kleinere Erzählungen seine poetische Größe in keiner Weise erkennen lassen, während sich dieselbe schon in einem einzelnen Gesange seines „Oberon“, also in einem Bruchstücke viel bestimmter offen= bart. Doch würde ich vielleicht immer noch Bedenken getragen haben, ein solches aufzunehmen, wenn nicht der zweite Grund bestimmend eingetreten wäre.

Es sind zwar in der ersten Auflage, wie Titel und Vorrede derselben versprachen, Musterstücke aus allen Dichtungsarten mitgetheilt worden, dagegen waren aber keinesRegs auch alle metrische Formen repräsentirt, welche von den Dichtern in die Zatsche Poesie eingeführt worden sind; obgleich weitaus die meisten derselben an terstücken nachgewiesen werden konnten, so fehlte es in diesem Punkte doch an Selständigkeit, und wie ich auch bei meinem Unterrichte selbst oft Gelegenheit fand, mich zu überzeugen, war dieß ein wesentlicher Mangel des Buchs. Ich habe ihm nun abzuhelfen gesucht; aber dies war eben nur dadurch möglich, daß Bruchstücke mitgetheilt wurden, weil sich z. B. die Wielandische Stanze, die den Griechen nachgebildeten metrischen Formen des Dramas nur an Bruchstücken nachweisen ließen, wenn nicht wegen einer zwar immerhin wichtigen, aber in Bezug auf die vornehmste Absicht des Buchs doch untergeordneten Rücksicht, dieses über Gebühr erweitert, oder Stücke aufgenommen werden sollten, deren vollständige Mittheilung nicht hätte ge= rechtfertigt werden können. Vielleicht hätte ich besser gethan, um den Charakter des Ganzen zu retten, diese Bruchstücke an das Ende als Anhang zu verlegen. Alleir

ich muß gestehen, daß dieser Ausweg mir zu spät in den Sinn kam, um ihn noch benußen zu können, und zudem wäre der Unterschied immerhin nur formell gewesen, was freilich auch ein Vorzug und Gewinn ist.

Eine fernere Abweichung von dem früheren Plane liegt darin, daß ich in dieser neuen Auflage noch einige Uebersezungen mitgetheilt habe. Ich hoffe, daß der Grund, der mich wesentlich zu dieser Abweichung veranlaßte, Billigung finden wird. Es haben ¿y nämlich die mitgetheilten Uebersetzungen von Herder, Voß, Schlegel und Rückert eine wesentlich andere und weitaus höhere Bedeutsamkeit, als die meisten oder alle übrigen Uebertragungen aus andern Sprachen; sie haben die fremden Schriftsteller nicht bloß bekannt, sie haben dieselben zum vollsten Eigenthum des deutschen Volkes gemacht, so daß der „Tid“, Homer, Shakespeare und selbst die Makamen des Hariri" (wenn diese auch bis jezt in einem weit geringern Grade als jene) durch die meisterhaften Uebertragungen jener großen Männer mit Fug und Recht als ursprünglich deutsche Meisterwerke betrachtet werden können. Es haben dieselben aber auch eine hohe literar-historische Bedeutung, da sie auf die Entwickelung der poetischen Sprache von unermeßlichem Einfluß gewesen sind und sie auch zum Theil wesentlich dazu beigetragen haben, daß die von ihnen gebrauchten fremden Formen nationalisirt worden sind.

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Außer diesen im Ganzen wenig zahlreichen Abweichungen, die zu rechtfertigen mir hoffentlich gelungen sein wird, bin ich den in der Vorrede zur ersten Auflage) angeführten Grundsägen durchgehends treu geblieben, und die vorliegende unter-" scheidet sich des Fernern von der früheren nur dadurch, daß sie mit einer nicht geringen Zahl von Stücken bereichert worden ist, theils solchen, an welchen, wie schon gesagt wurde, die in die deutsche Poesie eingeführten metrischen Formen nachgewiesen werden konnten, theils aber mit kleineren epischen Dichtungen, welche sich einerseits zum mündlichen Vortrage eignen, und anderseits die in der Poesie der spätern Zeit immer mehr hervortretende Neigung zum Epischen zur Unschauung bringen; auch wurden einzelne Stücke eingeschoben, welche auf irgend eine Weise in der Geschichte der Literatur merkwürdig geworden sind; ich nenne nur die Erzählung der Maler“ von Gellert, welche der Dichter bekanntlich Friedrich II. vortrug. Dagegen habe ich Bedenken getragen, die Dichter der neuesten Zeit aufzunehmen, theils aus dem schon in der Vorrede zur ersten Auflage angedeuteten Grund, theils weil das Buch nothwendig zu einem allzu großen Umfang hätte erweitert werden müssen. Sollte sich jedoch, was ich übrigens kaum glaube, das Bedürfniß einer solchen Erweiterung des Buchs herausstellen, so würde mit der Zeit ein Nachtrag zur zweiten Abtheilung des Werks oder eine selbstständige Bearbeitung der neuesten Dichtung leicht nachgeliefert werden können.

Den zahlreichen Zusäßen gegenüber finden sich nur wenige Auslassungen; der gedrängtere und dabei doch immer noch überschauliche Druck erlaubte dem Herausgeber, das Buch beinahe ganz in seinem frühern Bestande zu lassen, ohne daß es größeren Umfang erhielt und vertheuert wurde. Die Rücksicht auf die zahlreichen öffentlichen und Privat-Lehranstalten, in denen das „Handbuch“ eingeführt ist, machte

namentlich wünschenswerth, so wenig Stücke als möglich auszulassen; daß sich unter diesen die Erzählung „Kind Horn" von Rückert befindet, wird man gewiß villigen, zumal dadurch Raum für Besseres und Wichtigeres gewonnen wurde. Ebenso wird es hentlich Billigung finden, daß die „Niobe" von Fr. Müller mit dem Regula von Collin vertauscht wurde. Müllers Tragödie hat seinen Stoff zwar geisted and talentvoll behandelt, doch hat er das griechische Leben weder mit der Geratit aufgefaßt, die wir an Göthe's Iphigenie bewundern, noch uns überhaupt triesische Sage nahe genug gebracht und sie in solcher Weise auf einen allgegemein menschlichen Standpunkt gehoben, daß sie wie jenes Meisterwerk zum menschichen Gemeingut geworden wäre. Dagegen liegt uns Collins „Regulus“ in jeder hinist weit näher, und wenn er auch nicht zu den größten Schöpfungen gehört, so sracht sich in ihm so herrliche Gesinnung aus*), daß man über derselben seine en Mängel wohl übersehen darf. Auch hat der „Regulus" historische und tarie Wichtigkeit, historische, weil er das kräftigere Erwachen des nationalen Berusteins im deutschen Volke mit zuerst verkündigte; literarische, weil er dem mantischen Unwesen durch die strengere Form entgegentrat.

Als eine weitere Verbesserung des Buchs dürfen ferner die genauen Nachweisungen über die Quellen zu betrachten sein, aus welchen die mitgetheilten Stüde sowohl als die Lesarten geschöpft worden sind. Was diese insbesondere detrifst, so wird man sich bald überzeugen, daß sie nicht nur viel vollständiger und genauer gegeben sind, als in den früheren Auflagen, man wird auch bemerken, daß sie aus den Quellen selbst gezogen wurden, weshalb auch manche Fehler und Ungenauigkeiten vermieden werden konnten, die sich in andern sonst sehr schäzenswerthen Büchern finden, wie z. B. in Hoffmeister's „Nachlaß zu Schillers Werfen.“ (4 Bde 12. Stuttg. und Tüb. 1840. 41.)

Dağ drittens die Nachträge der ersten Auflage (I, 673—716) in dieser an die gehörige Stelle verlegt wurden und daß ferner seit Erscheinen der ersten Auflage die Quellen verglichen wurden, welche damals nicht zu erhalten oder auch noch nicht richienen waren, braucht kaum erwähnt zu werden. Man wird sich leicht davon Überzeugen, wenn man z. B. die Lesarten zu „Lichtwer“ in dieser Auflage (I, 719) it der ersten (I, 275), noch mehr, wenn man die Lesarten zu Göthe's Iphigenie 1 beiden Auflagen vergleicht. Es sind seitdem „die drei ältesten Bearbeitungen" derelben von H. Dünger (Stuttg. u. Tüb. 1854) veröffentlicht worden, die der Herausjeber mit zwei trefflichen Abhandlungen über die Geschichte und die allmählige Entridelung des Stücks begleitet hat. Diese drei Bearbeitungen sind, so weit sie vortegen (von der zweiten sind nämlich nur einzelne Bruchstücke mitgetheilt), genau mit der letzten Redaktion verglichen und die Abweichungen in den Noten mitgetheilt worden, und ich habe mich bei dieser Arbeit noch lebendiger überzeugt, daß es wohl laum ein trefflicheres Erziehungs- und Bildungsmittel gibt, als das herrliche Ge

*) Knebel bezeichnet ihn deshalb als ein Gedicht, das unsere Jugend auswendig lernen muß (Literarischer Rahlah 3, 51).

dicht in seiner allmähligen Ausbildung zu verfolgen und die Mittel zum Be' zu bringen, deren sich der große Dichter, der sich keine Mühe reuen ließ, Vollendung zu gelangen, zur Erreichung dieses Zweckes bediente. Es läßt si ein ganzes System der Aesthetik, der Poetik und Rhetorik in allen ihren heiten anknüpfen, denn es wird sich kaum eine Frage aus dem Gebiete dieser schaften finden, die nicht angeregt, und, was noch bedeutsamer ist, die nic den höchsten Dichtergenius der neuen Zeit praktisch entschieden wäre.

Ehe ich dieses Vorwort schließe, habe ich noch darüber Auskunft zu er daß die vorliegende Auflage des „Handbuches der poetischen National-Literatur," w die gegenwärtigen Befißer der Verlagshandlung die größte Sorgfalt zuwenden dritte bezeichnet wird, während doch keine zweite bekannt geworden ist.. jedoch im Jahre 1852 eine solche erschienen; da fie aber aus Gründen, di hieher gehören, ohne Mitwirkung des Herausgebers veranstaltet wurde, und auch nur ein unveränderter Abdruck der ersten Auflage war, von der sief durch die zahllosen Druckfehler unterscheidet, welche sie vom Anfang bis zun verunstalten, so hielt man es damals für zweckmäßig, sie nicht als neue Auß bezeichnen und sogar die Jahrzahl der ersten beizubehalten.

Möge sich aber diese neue Auflage, welche von dem Herausgeber mit Fl Liebe gepflegt wurde, der nämlichen günstigen Aufnahme erfreuen, welche de in so reichem Maße zu Theil geworden ist.

Aarau, im Januar 1857.

Heinrich Kur

Albrecht von Haller.

Haller's Versuch Schweizer. Gedichte," 11. Aufl. Bern 1777 (M), verglichen mit den gen: Bern 1732 (A), Gb. 1734 (B), b. 1743 (C), Gött. 1748 (D), Gb. 1749 (E), b. 1751 (F), Gb. 1753 (G), b. 1758 (H), Eb. 1760 (1), b. 1762 (K) und Eb. 1768 (L).

I. Trauerode,

bein Übsterben seiner geliebten Mariane.

Cell ich von Deinem Tode singen?

C! welch ein Lied!

Efter mit den Worten ringen,

Und ein Begriff den andern flicht.
Die tu, tie ich an Dir gefunden,
Brgrößert jesund meine Noth;
I öffne meines Herzens Wunden,
Tab fühle nochmals Deinen Tod.

2. Doh meine Liebe war zu heftig,
Tab Du verdienst fie allzuwohl,
Drin Bild bleibt in mir allzukräftig,
leba ich von Dir schweigen soll.
wird im Ausbruck meiner Liebe
Fir was meines Glückes neu;
Ald man von Dir mir Etwas bliebe,
Ein zärtlich bild unsrer Treu.

3. Hit Hen, die der Wiz gebieret,
Right Diblagen fang' ich an;
Nur Senter, die ein Herz verlieret,
Bann es sein Leid nicht fassen kann.
Ja, meine Seele will ich schildern,
Ben sich und Traurigkeit verwirrt,
Biese, ergist in Trauerbildern,
In Kummerlabyrinthen irrt.

4. Ich seh Dich noch, wie Du erblaßtest,
Bie ich verzweifelnd zu Dir trat,
Du die lesten Kräfte faßtest
La nech Ein Wort, das ich erbat.
Serie voll ber reinften Triebe!
Stingitig warst du für mein Leid!
en legtes Wort war Huld und Liebe,
La lestes Thun Gelassenheit.

Be fich ich hin? in diesen Thoren jer Ort, was mich erschreckt! I hans hier, wo ich Dich verloren; In tempel dort, der Dich bedeckt; ach mein Blut muß lodern arten Abdruck Deiner Zier,

Kinder

fie Dich stammelno von mir fordern; Ee fich' ich hin? ach! gern zu Dir. 6. soll mein Herz nicht um Dich weinen? fin ist kein Freund Dir nah, als ich.

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Wer riß Dich aus dem Schooß der Deinen?

Du ließest sie, und wähltest mich.

Dein Vaterland, Dein Recht zum Glücke,
Das Dein Verdienst und Blut Dir gab,
Die find's, wovon ich Dich entrücke,
Wohin zu eilen? in Dein Grab.

7. Dort in den bittern Abschiedsstunden,
Wie Deine Schwester an Dir hing,
Wie, mit dem Land gemach verschwunden,
Sie unserm lezten Blick entging;
Sprachst Du zu mir mit holder Güte,
Die mit gelaßner Wehmuth stritt:
Ich geh mit ruhigem Gemüthe,
Was fehlt mir? Haller kömmt ja mit.

8. Wie kann ich ohne Thränen denken An jenen Tag, der Dich mir gab? Noch jest mischt Luft sich mit dem Kränken, Entzückung löst mit Wehmuth ab. Wie zärtlich war Dein Herz im Lieben, Das Schönheit, Stand und Gut vergaß, Und mich, so arm ich mich beschrieben, Allein nach meinem Herzen maß.

9. Wie bald verließest Du die Jugend,
Und flohst die Welt, um mein zu sein;
Du miedst den Weg gemeiner Tugend,
Und warest schön für mich allein.

Dein Herz hing ganz an meinem Herzen,
Und sorgte nicht für Dein Geschick,
Voll Angst bei meinen kleinsten Schmerzen,
Entzückt auf einen frohen Blic.

10. Ein nie am Eiteln fester Wille,
Der sich nach Gottes Fügung bog;
Vergnüglichkeit und sanfte Stille,
Die weder Muth noch Leid bewog;
Ein Vorbild kluger Zucht an Kindern,
Ein ohne Blindheit zartes Herz;
Ein Herz, gemacht mein Leid zu lindern,
War meine Lust und ist mein Schmerz.

11. Ach! herzlich hab' ich Dich geliebet,
Weit mehr, als ich Dir kund gemacht,
Mehr, als die Welt mir Glauben giebet,
Mehr, als ich selbst vorhin gedacht.
Wie oft, wann ich Dich innigst füßte,
Erzitterte mein Herz und sprach:
Wie! wann ich sie verlassen müßte!
Und heimlich folgten Thränen nach.

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stunde C. 3. Wie nach und nach das Land verschwynden, C4 Und uns ihr lehter Blick entgieng C-8, 5. Wie ungemein war Deine Liebe! C – 7 so arm ich selbst mich schriebe, O - 9, 2. Und miebst die C 3. Du wichst vom Weg C

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