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2. Die ankündigung in praeterito: hortaturus eram ich ward oder wollte ermahnen. J'allais écrire I was going to write (war im begriffe zu schreiben).

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ich

3. Die ankündigung in futuro: hortaturus ero werde ermahnen wollen. Je me disposerai à écrire - I shall be going to write.

Es versteht sich von selbst, dass mit manchen umschreibungen sich gewisse nebenbegriffe verbinden, die zur vermannigfaltigung der zukunftbezeichnung in jeder sprache sich besonders ausbilden. Was unsere deutschen hilfsverba für das futur betrifft, so müßen wir auch sollen und wollen noch näher besprechen. Für die zeitform der zukunft muste die sprache sich bereichern, denn pflicht und wille kommen bei den handlungen mit in betracht.

Sollen und wollen.

In der ältesten zeit diente das präsens eines verbums zugleich für den begriff des futurs (Gr. 4, 176). Das latein. admovebo des Boethius ist ahd. übertragen mit einem präsens: ih kibo dir sô is zît uuirt (Wack. L. 1, 140); um 1500 übersetzte man: die wil ich dir her zů thun wenn sein zeit wirdet (cum tempestivum fuerit). Präsens statt futur ist weder dem mhd. noch dem nhd. ganz fremd: ich komme morgen, statt: werde kommen, ist noch allgemein. Die ausdrücke: ich habe noch zu schreiben etc., die sich der zukunftbezeichnung wenigstens nähern (Gr. 4, 178), werden wir später besprechen. Wichtiger ist die alte umschreibung mit sollen. Der infin. bei sollen und wollen erscheint schon als ein abhängiger. In sollen liegt der nebenbegriff des nothwendigen, des müßens, während wollen die neigung, den entschluss des subjekts andeutet.

Im englischen, wo beide für das futur verwendet werden, wechselt shall mit will. Im mhd. wurden ebenfalls beide gebraucht: will ist eigentlich auf die erste person beschränkt, wie im engl., wenn der redende seinen entschluss kund geben will.

Wie im mhd: sô wil ich rîten und wil der warte pflegen (Nib. L. 178), so im engl.: I will go this moment and inform the company of my circumstances; aber in der zweiten person: though thou hast my forgiveness, thou shalt ever have my contempt. Anders dagegen in der frage und in sätzen, wo der wille vor der futurbezeichnung zurücktritt. Dann sagt man z. b. I shall conclude this paper with an epigram (ich werde dieß schreiben schließen mit einem epigramm); in der zweiten und dritten person: thou wilt, he will.

Unser soll hat jetzt meistens die bestimmte bedeutung debeo; im mhd. finden wir viele stellen, wo das futurische überwiegt, z. b. Nib. H. 148:

Nu bîtet eine wîle, sprach der künic guot,

unz ich mich baz versinne, ich künd iu mînen muot. hân ich getriuwer iemen die sol ich niht verdagen, disiu starken mære sol ich mînen friwenden sagen.

Noch deutlicher in der prosa, z. b. Myst. I. 318, 17: umbe daz, daz noch in zwîvel ist, ob wir immer ze dem himelrîche komen suln.

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Die präter. sollte, wollte, würde können erst später in das gehörige licht gesetzt werden, wenn wir tempora und modi im zusammenhange besprechen. Die oben besprochene form ward weinen" für das beginnende prät. ist später als konjunktiv konditional verwendet, z. b. bei Luth. Verm. 1.: denn welche nicht getauft weren, die wurden zu der christenpredigt nicht gehen. Daneben: wenn nun solcher ungetaufter haufe überhand neme, was solt anders bald daraus werden denn ein lauter türkenthum oder heidenschaft? L. Verm. 1.

Es ist hervorzuheben, dass wir im deutschen bei aller formarmut die abstufungen für zukünftiges thun, für die bezeichnung des willens, der pflicht und nothwendigkeit hinläng lich auszudrücken im stande sind. Sollen wird für die zukunftbezeichnung im nhd. am wenigsten gebraucht, dagegen wird es häufig imperativisch verwendet: ihr sollt kommen! milder: ihr sollt mir willkommen sein! Wollen

bezeichnet mehr den freien entschluss und sagt vorzugsweise der ersten person zu, sollen der zweiten, auf die auch der imperativ geht. Werden bezeichnet die reine, abstrakte zukunft, und sagt der dritten person zu. Prüfen wir diese mannigfaltigkeit noch an einigen beispielen.

Die bildung des futurs mit werden ist in Luthers sprache bereits völlig eingeführt. Wollen findet sich ebenfalls: Was will aus dem kindlein werden? Luk. 1, 66 (insbesondere um das fut. des hilfsv. selbst zu bilden). Mit werden bezeichnet er immer etwas bestimmteres, zuversichtlicheres, z. b: ja im abgrund der hellen werden sie sitzen. L. Kor. 64. Aber es will und wird besser werden. L. Art. 29. Die stelle bei Matth. 16, 18 heißt in der Kob. Bib. (1483): Auf disen felsen wird ich bawen mein kirchen; bei Luther: will ich bauen. Von Schlegeln weiß ich so viel, dass er nach Ostern über Berlin nach Dresden gehen will, künftigen winter wird er aber wieder in Jena sein. Briefw. 4, 117. Wird ist zuversichtlicher, der verfasser vertritt die nachricht selbst. So sagt man auch mit zuversicht: Der liebe gott wird uns schon helfen. K. u. HM. 15. Er theilte ihr mit, er wolle unterzukommen suchen, sie alsdann abholen, und er hoffe, sie werde ihm ihre hand nicht versagen. G. 18, 61. Dieselbe zuversicht liegt auch in sollen: Sie rief höhnisch aus: die sollen mir nicht entwischen. K. u. HM. 15. Mit mehr nachdruck: Der brief soll morgen abend mit der reitenden post abgehen. Briefw. 4, 117. Es soll das nächste mal geschehen. Less. 12, 528. Wanke nicht von deiner lieb' und treu, und der schönste lohn soll dir werden. G. G. 132. Rein futurisch dagegen: Sie fieng an zu weinen und sprach: wie sollen wir nun aus dem walde kommen! K. u. HM. 15. Mit vertrauensvollem vornehmen heißt es weiter: Bis der mond aufgegangen ist, dann wollen wir den weg schon finden. K. n. HM. 15. Ich will sehen, ob ich durch meine arbeit diese meine überzeugung praktisch darstellen kann. Briefw. 4, 27.

Vernaleken, deutsche syntax. I.

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Außerdem bedient sich die sprache zu diesem zwecke gewisser vollwörter, z. b. ich gedenke es im verlauf der fernern abhandlung zu rechtfertigen. Gr. R. F. XVI.

VII. Partiz. prät. mit haben und sein.

(Tempora perfecta.)

Die deutsche sprache hat nur zwei einfache zeitformen: präsens und imperfekt. Alle übrigen werden durch umschreibungen gebildet, und zwar die drei zeiten der vollendeten handlung (perfekt, plusquamperfekt und futur exakt) durch haben oder sein mit dem partiz. praeteriti (dem partiz. der vollendung).

Während werden mit dem infin. zur bezeichnung des futurs nur der deutschen sprache eigen ist, finden wir haben mit dem partiz. prät. zur bezeichnung des perfekts auch in andern sprachen.

Dieses haben zeigt sich schon im 9. jahrh. (Gr. 4, 150), und zu gleicher zeit sein in verbindung mit dem partiz. prät. Früher schon ward haben in den romanischen sprachen gebraucht, und dieses ist zurückzuführen auf das römische habere, ein hauptsächlich transitives verb, in der bedeutung von haben, halten, besitzen. Es zeigt aber auch das eingetretensein einer handlung an. Ausdrucksvoller als dicere war: aliquid dictum habere (etwas gesagt haben); institutum habere heißt: eingerichtet haben (jetzt damit fertig sein. Vgl. Gr. 4, 154 und Fr. Diez Gramm. der roman. Spr. 3, 259, 2, 98). Habeo in einer verbindung wie: seculi ad fidem meam, quam habent spectatam iam et diu cognitam, confugiunt (Cic. Caecil. 4) verlor allmählich seine konkrete transitive bedeutung, und ward in den romanischen sprachen hilfsverb. Der abhängige kasus wird in den romanischen wie in den germanischen sprachen nicht mehr gefühlt. Geht aber im franz. das objekt voraus, so richtet sich das partiz. nach ihm in geschlecht und zahl: quels ouvrages avez-vous composés? Voilà des fleurs que mon jardinier a cultivées.

Sonst aber: il a cultivé les fleurs. Im deutschen ist die flexion des mit haben verbundenen partiz. prät. überall erloschen (Gr. 4, 69).

Die umschreibung mit esse lag in den romanischen sprachen näher, weil sie sich mit der passivumschreibung berührt (mortuus est il est mort). Im deutschen berührt sich hier das präs. perfectum mit dem präs. imperf. (das vollendete mit dem nichtvollendeten): er ist gestorben ist tot. Im nhd. kann worden den transitiven im passiv zugesetzt werden (er ist gefunden worden), nicht aber den intransitiven im aktiv (er ist gekommen).

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Wir halten uns hier einstweilen an die form; über den syntaktischen gebrauch werden wir später handeln.

Der kürze wegen wird das hilfsverb haben zuweilen ausgelassen: Ehegestern bin ich erst wieder gekommen, und obgleich ich kein briefchen vorgefunden, so schreibe ich Ihnen doch. Less. 12, 528. Bei Lessing und Göthe finden wir dieß am häufigsten, aber auch bei andern schriftstellern wird das dem part. unmittelbar folgende habe oder bin manchmal unterdrückt: der ring, den du mir gegeben; sobald ihr ihm willfährig geworden. Der mangel an deutlichkeit, der dadurch herbeigeführt wird, macht solche auslassungen bedenklich (Gr. 4, 174). Göthe erlaubt sich die auslassung des haben gern bei den verben zweiter anomalie (können, mögen, dürfen, müßen, sollen, wollen), die im perf. nur haben zu sich nehmen. Diese verba besitzen ein doppeltes partiz. prät.: gekonnt, gesollt etc. neben können, sollen. Wir finden bei Göthe: Dass Lotte diesem glänzenden theil der geselligen unterhaltung nur unterbrochen (hatte) beiwohnen können, weil sie etc. G. 17, 269. Nachdem ich sodann in Darmstadt Merken seinen triumph (hatte) gönnen müssen. 48, 158. So auch bei lassen (17, 201; 34, 146). Dagegen wenn kein infin: dabei steht: Er putzte das behäng am säbel, mehr als wenn er zur ordonnanz gemust hätte. B. Auerb. 21.

Was die infinitivisch aussehende form des partiz. prät. betrifft, so ist folgendes zu bemerken:

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