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Die griechische sprache hat eine eigene form für das medium. Die grundbedeutung desselben ist die reflexive. Im griech. medium bezieht sich aber die handlung nicht bloß auf das subjekt zurück, sondern es geschieht auch oft die handlung für das subjekt, im interesse des subjekts, z. b. zooi, schaffe herbei, nopioua, verschaffe mir; πορίζω, πορίζομαι, oder das medium bezeichnet, dass das subjekt eine handlung für sich geschehen lässt.

Bei den reflexiven in unserer sprache behält das verb die aktive form. Wechselt es mit dem passiv, so fällt das pronomen weg, z. b: Wie die veste sich nennt. L. Nath. 46, oder: wie sie genannt wird. Der muth lernt sich nicht; passivisch der muth wird nicht gelernt. In der alten sprache kam es vor, dass das passiv das reflexiv. pron. bei sich behielt, z. b: des wart sich von in angenomen. Lanz. 5370. Der was sich wol gevlizzen. Lanz. 8881.

Obgleich manche reflexive außer gebrauch gekommen. sind, so hat doch der reflexive ausdruck in der deutschen sprache wie in den romanischen sprachen zugenommen. Es zeigt sich hier die nahe verwandtschaft des intransitivs und reflexivs. Im deutschen bestehen zuweilen beide formen. neben einander, z. b. eilen sich beeilen (französ. bloß se hâter), baden sich baden (franz. bloß se baigner), schleichen sich davon schleichen (franz. bloß se glisser), spielen sich spielen (mundartlich). Im französ. sind viele verba reflexiv, die bei uns intransitiv sind, z. b. s'appeler (heißen), s'arrêter (il s'arrêta enfin à un jeune homme (hielt an, blieb stehen), se défier (mistrauen), s'échapper (entwischen, z. b. il s'y glissa comme un oiseau qui s'échappe de sa cage. Alfred de Vigny), s'écrier (ausrufen), s'envoler (fortfliegen), s'éveiller (erwachen), se gâter (unser starkes: verderben), so moquer (spotten), se promener (spazieren), s'attendre (il ne s'attendait pas à la visite, war nicht gefasst auf den besuch), se fondre (schmelzen), se reposer (ruhen) etc.

Umgekehrt gibt es im deutschen reflexive, die es im französ. nicht sind: convenir (sich schicken), dissimuler (sich

Vernaleken, deutsche syntax. I.

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verstellen), serpenter (sich schlängeln), arriver (sich zutragen) u. a.

Es ist charakteristisch für die französ. sprache, dass ihre verba so häufig reflexiv gebraucht werden, während die englische sprache keine verba hat, die stets reflexiv gebraucht würden. Die deutsche sprache steht in dieser hinsicht in der mitte. Im deutschen gibt es viele reflexiva, die es im englischen nicht sind, z. b. I shame (ich schäme mich), disperse (zerstreut euch), he relied (er verließ sich). Zuweilen drückt die engl. sprache unser reflexiv durch ein passiv aus: was lost (verlor sich), after we were refreshed (wir uns erfrischt hatten).

Indem wir das impersonale mit kasus (es verlangt mich) ausscheiden, ordnen wir die belege nach den unterschiedlichen fällen.

1. Rein reflexiv

sind solche verba, die das pronomen nothwendig bei sich haben, oder doch selten anders als reflexiv gebraucht werden. Sie erscheinen theils persönlich, theils unpersönlich. Viele regieren den genitiv. Wir ordnen sie alfabetisch:

Er fand vergnügen daran sich mit ihm abzugeben. Göthe, Hor. 2. IV. 4. Darnach ließ der teufel sich an, als wann der wald voller teufel were. Joh. Faust 944. Wenn sie sich gut aufführt. Less. 12, 555. Wie werde ich mich ausnehmen? Tieck A. 86. Sie konnten sich nicht ausweisen. Tieck A. 98.

Fahren sie nur fort, sich auch in der stadt eben so wohl zu befinden. Less. 12, 546. In welchen umständen sich deine frau befindet. Das. 597. Es begaben sich ihrer viele ins gefolge. Mös. Osnabr. Gesch. 1, 62. Man begnügt sich damit. Less. 12, 552. Sich begnügen (benügen) lassen mit etc. Joh. Faust 1060. Sich begnügen an etwas. G. 25, 14. Wir bekümmern uns genauer um etc. W. Schl. Hor. 1. XI. 90. Sich einer sache bemächtigen. Er bequemte sich dem wortgebrauche. Herd. krit. W. 2, 11. Wenn sie sich anders besinnen wollten. Less. 12, 561.

Dieser kirchenvater entbricht sich nicht, eine zweifache christliche religion gelten zu lassen. Less. 10, 154. Ich kann mich nicht entbrechen, vertrauen gegen vertrauen auszutauschen. Tieck A. 363. Sich enthalten. Sich entschließen. Sich entsetzen. Ich entsinne mich. Tieck A. 94. Sich ereignen. Briefw. 2, 99. Ich wil mich euch euer erbarmen. L. Ev. 15 (jetzt ohne „euch"). Wie natürlich sich alles aus einer einzigen bemerkung ergibt. Less. 12, 603. Ich hoffe, dass Sie sich von Ihrer unbäßlichkeit völlig wieder erholt haben. Less. 12, 547. Ich erinnere mich. Herd. kr. Wäld. 1, 119. Sich nach dem befinden erkundigen. Tieck A. 87. Sich erkühnen. Ich ermannte mich. G. 25, 9. Wie gern erß habe, das man sich frolich und frei erwege auf seine gute zu bawen. Luth. Ev. 15. Wie er ein gute vormutung hat zu got, so ergibt er sich drein, und erwegt sich drauf. Das. 13. Also „sich erwegen" ist fast gleich dem jetzigen „sich verlassen“, welches Luther indes daneben gebraucht: Vorlessit sich auf etc. Das. 14. Es hat aber auch die bedeutung erwägen": Und sich in die bösen tage erwegen (sich dieselben vor augen stellen, urspr. sich zurück bewegen). L. Kor. 14. Man kann sich einer gewissen sorge um ihn nicht erwehren. Briefw. 2, 103.

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Ich freue mich. Less. 12, 546. Tieck A. 90. Sich grämen. Sich irren.

Und wir sollten glauben, es sei um der religion willen. Ja, es hat sich. G. Egm. 175. Bist du nicht vergnügt die meine zu sein? Es hat sich. Göthe 11, 115 (etwa in der bedeutung: nicht sonderlich). Dieses reflex. gebrauchte haben drückt unmuthigen zweifel, unentschiedene verneinung aus; das latein: res sic se habet (die sache verhält sich so) erscheint hier in ironischer wendung. Auch das intrans. gebrauchte habere nähert sich in seiner bedeutung unserm ,,sich gehaben"; bene habet es steht gut; sic habet = so verhält es sich. Unser haben ward schon im mhd. refl. gebraucht: Als er sich selben hât (hält, beträgt). Mhd. Wörterb. 1, 598. 599. Gehabit ûch wol darzu (fasst euch). Myst. I. 244, 12. Es geet im wol, er gehapt sich wol, es

stehet wol umb in, und auf lateinisch valere, bene habere. Luth. Ps. 42. Gehapt euch wol, lasts euch wol geen, das heist pax vobis. Das. 43. Gehabt euch wohl. Agric. 549. Gehab dich wol. J. Tauler (Wack. L. I. 867, 29). Gehabt euch wohl! Schill. M. St. 90. Es wird also fast nur imperativisch gebraucht.

Sich reuspern. Ksbg. Br. 42a. Sich schämen, z. b. L. Warn. 26; Less. 12, 599; Tieck A. 93. Es schickt sich nicht. Mös. Osn. 1, 33. Sich sehnen. Sich sputen. Wenn er sich dagegen sträuben wollte. G. 25, 24. Er trollet sich darvon. L. g. h. 13. Sich unterstehen. L. Ev. 6. Er unterstand sich nicht. G. Hor. 2. V. 4. Ähnlich dem es hat sich" wird auch (ironisch und abweisend) „es übt sich" gebraucht, z. b. Soest: Drum muß auch ein bürger immer in waffen geübt sein. Jetter: Ja, es übt sich, wer frau und kinder hat. G. Egm. 178. Überheb dich nicht im glück. Ksbg. Br. 36.

Er verbeugte sich. Tieck A. 86. Sich verlassen auf etwas: Vorlessit sich auf die gute gottis. L. Ev. 14. Die flut verläuft sich. Br. 4, 47. Das landvolk verlief sich. G. 25, 227. Es verlohnt sich der mühe. Mös. Osn. 23. Dass es sich der mühe verlohne. Less. 12, 545. Sich vermessen: Du vormissist dich zu machen. L. Ev. 6. Es versteht sich. Less. 12, 548. Sich versehen häufig in Luthers schriften: Vorsihet sich nichts zu ihm (hat keine zuversicht); das er sich zu gott aller gnaden vorsihet. L. Ev. 13. Denn der glaube mag nit neben sich werk leiden, so ganz und gar ergibt, erwegt und erschwingt er sich in die gute, der er sich vorsihet. L. Ev. 14. So soll nu ein iglicher sich fursehen, das er nit etc. Das. 17. Das er sich nicht viel keuscheit zu den Korinthern vorsihet (nicht viel von ihnen erwartet). L. Kor. 14. Deren er sich gewis nicht versieht. Less. 12, 612. Ehe man es sich versieht. G. Forst. 1, 32. Wenn sie sich weigerten. Mös. Osn. 1, 47. Ich wundere mich. Less. 12, 603. Es wird sich zutragen. Mös. Osn. 1, 46. Es ziemt sich.

2. Reflexiv gebraucht

werden transitive und intransitive verben in großer zahl. Bei beiden kann das subjekt mit mehr oder weniger nachdruck seine richtung gegen sich selbst nehmen. Wir heben aus der großen menge nur wenige heraus, und unterscheiden

auch hier:

a) Solche, die selten oder gar nicht mehr im gebrauche sind. Volksmäßig war das beinahe dativische sich (Gr. 4, 36) bei sein, sprechen u. a. Wære ich noch sterker, danne sich was Samson. MS. 2, 233. Ich will zu land außreiten, sprach sich maister Hiltebrant. Uhlands Volksl. 1, 330. Do besorgete sich der jude und vorchte sich. Altd. Bl. 1, 118. Besorgete mich. Das. 125. Noch bei Lessing: Der sich des schlimmsten besorgte. Less. 7, 124. Man soll sich nit drauf bawen (darauf verlassen). L. Ev. 35. Wer hette sich können vermuten, das etc. L. Conc. 7. Wolten sich in unser kirchen dringen (jetzt bloß dringen oder sich drängen). L. Warn. 17. Da hat sich das anrufen der heiligen angefangen. Agr. 547. Da haben sich alle glocken selbs geleutet. S. Fr. Germ. 75; bei Agric. 240: Haben sich zwů glocken von inen selbs geleitet. Es leidet sich nicht in der christenheit, das man's mit gesetzen fasse. L. Epist. 9. Wird ein krieg daraus, so muß ich mich abermal leiden und gewarten was got hierin raten und richten wird. L. Warn. 9. Was sich leiden muß, das gehet nicht allerding glückselig und nach unserm gefallen. Agric. 574. So müsten sich auch die gerber und schuster also leiden (sich das gefallen lassen). Joh. Faust 955. Die volkssprache bietet noch andere beispiele, z. b. ich bin mich gewohnt.

b) Im jetzigen nhd. bestehen manche intrans. neben ihrer reflexiven form. Außer den oben erwähnten eilen, baden, spielen, stehen mir folgende beispiele zu gebote:

Wie er vermuthet

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wie er sich vermuthet. L. Ev. 14. alles unglück fahet sich in gottes namen

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