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das pron. einen so leisen nachdruck hat, dass es ohne das lebendige wort schwer zu unterscheiden ist, ob das sich mehr dem reflexiv zuneigt oder als schwaches objekt steht, z. b: Ich schickte nach meinem vetter, der sich für mich verbürgen sollte. G. Hor. 2, IV. 25. Der staat hielt sich nicht berechtigt. Mös. Osn. 1, 44. Der vogelsteller hatte sich (selbst) gefangen; mehr reflexiv: ein vogel, der sich im gesträuch gefangen hatte. K. u. HM. 20. Abends wenn er sich müde gearbeitet hatte. Das. 21. Indem er sich von der halsbinde befreite. Kleist 3, 18. Man fühlt sich in einen kreis von widersprüchen gebannt. Gr. Urspr. 24. Verhältnisse, in denen er sich nie vergaß. V. 1325. Er entschuldigt sich, er zog sich an, fand sich genöthigt u. s. w.

b) Dativ. Die eben angeführten beispiele mit dem ackusat. stehen dem direkten medium der Griechen nahe (wende mich, zoέnoua, wasche mich, λovoua), während unser reflexiv pron. im dativ (mir, dir, sich) dem indirekten medium zu vergleichen wäre. In diesem geschieht die handlung für das subjekt, im interesse des subjekts: das volk gibt sich gesetze, ὁ δῆμος τίθεται νόμους. Der Römer gebrauchte das reflexiv (sibi), und auch die neuern sprachen sind darauf angewiesen.

Beispiele des indirekten reflexivs geben wir nur von der dritten person (sich), da die erste und zweite person entschiedener als objekte stehen.

Er verbat sich den scherz. V. 1319. Er that sich auf diese arbeit viel zu gute. V. 1328. Sie zogen sich eine verachtung zu. Mös. Osn. 1, 24. Schwerlich können menschen einen edlern plan ihrer vereinigung erwählen, als sich alle nordische einzelne wohner im anfange erwählet haben. Mös. Osn. G. 1, 22. Sich einen gott denken. Herd. kr. W. 1, 124. Wer kann sich über das höchste noch etwas höheres gedenken? Herd. krit. W. 1, 116. Er konnte sich nichts gutes von ihm gewärtigen. Less. 7, 168. Viele stellen sich vor, dass etc. Less. 7, 134. Das wissen sie freilich beides nicht; aber wo sie sichs nicht verbergen

können, helfen sie sich dadurch, dass sie sich (ackusat.) ihrer sparsamkeit erfreuen. G. im Briefw. 5, 87. Der sich seiner bewust wird. Tieck A. 75.

4. Gegenseitig (reziprok).

Wird von mehreren personen oder dingen oder auch von einem unbestimmten subjekte (man) etwas ausgesagt, so ist die rückwirkung oft gegenseitig, wechselseitig (reziprok). Es gibt auch hier unterschiedliche grade. Reflexiv ist z. b: Die nordischen skalden verstanden sich auf kunstreiche liederform. (Gr. Urspr. 55); milde gegenseitigkeit liegt in die freunde verstehen sich; bestimmter: freunde verstehen einander oft nicht.

Wir bezeichnen dieß gegenseitige verhältnis durch: sich (unter sich) oder ausdrücklicher durch ein-ander (unter einander; vgl. Gr. 3, 83). Letzteres ist ähnlich dem griechischen, wo das reziproke pron. gebildet wird, indem 220-s mit sich selbst zusammengesetzt wird (ackusat. plur. άhλ-ýhovs). Im latein. entweder inter se (unter sich), gleichsam als eine handlung aufgefasst, oder alter alterum (einer den andern), als zwei abgesonderte, mehr durch zufall wechselseitige. So auch im französ: Ces deux hommes se secourent l'un l'autre (diese beiden männer unterstützen einander). Das bloße reflexiv hebt die gegenseitigkeit weniger hervor: Que vous vous battez si souvent. Alfred de Vigny; les courtisans se saluaient et se présentaient la main. Ders. So unterscheidet sich auch das englische himself von dem reziproken one another.

a) Wollen wir das mildere gegenseitige verhältnis ausdrücken, so sagen wir in der ersten person: Wir liebten uns als leibliche brüder. G. Hor. 1. V. 27; wir hatten uns öfters zusammen gefunden. G. Hor. 1. V. 51; in der zweiten person ihr fandet euch zusammen; in der dritten person: sie fanden sich zusammen.

In den folgenden sätzen liegt theils ein zusammentreffen gegenseitigen thuns, theils eine wechselseitige einwirkung, theils ein zeitliches nacheinander:

Sie musten sich vergleichen wegen einer bestimmten nutzung (der güter) und gewisser rechte. Mös. Osn. 1, 13. Die begriffe können sich verwechseln. Das. 30. Dazu scheinen sich mir alle anstalten in dem werk zu vereinigen. Briefw. 2, 118. Sich mischen. Das. 61. Man suchte sich wieder auf. G. Hor. 1. V. 51. Durch besondere fügung des himmels waren drei kaiser von seltener thatkraft sich im reiche gefolgt. Giesebr. 2, 503. Die jünglinge reichen sich die hände. A. Humb. Hor. 1. V. 95. Man erinnert sich, wie nahe sich diese zwei geheimnisvollen naturen lebten. Briefw. 2, 87. Die beiden kinder hielten sich umarmt und küssten sich. Tieck Ph. 1, 407. Wie sie sich drängen, und einer gewinnt, der andere verliert. G. Egm. 178. Eben in dieser nothwendigkeit bedingen sich andere eigenschaften der epischen thierfabel. Gr. R. F. IX. Die kinder stießen und neckten sich. Tieck Ph. 1, 408. Wenn sie sich begegneten. Das. Sie gestanden sich ihre liebe. Das. 432. Beide betrachteten sich. Das. 454.

b) Will man dem verhältnisse mehr ausdruck geben, so wird ein ander" (mit oder ohne präposition) oder gar das „wechselseitig" hinzugefügt.

Gott lenkte es, dass wir einander keinen schaden thaten. Hor. 1. V. 26. Er befahl uns, dass wir einander bürgschaft leisten sollten. Das. 25. Lasst uns einander nicht erweichen! Sch. M. St. 197. Sie musten einen besondern frieden errichten, wodurch sie sich einander leib und eigenthum gewährten. Mös. Osn. G. 1, 22. Damit sie sich einander genug thun könnten. Das. 27. Verkürzt euch nicht unternander. Luth. Kor. 6. Machen die thiere sich nicht unter einander verständlich? Gr. U. 13. Die völker vereinigten sich mit einander. Mös. Osn. G. 1, 27. Wo beide geschlechter eine unschuldige freude empfinden, sich wechselseitig angenehm zu werden. G. 25, 24.

XI. Der Infinitiv bei den modalen hilfsverben.

Im vorhergehenden haben wir die hilfsverben sein, werden (wollen, sollen) und haben in verbindung mit dem infinitiv oder partiz. kennen gelernt. Sie dienen vorzugsweise zur umschreibung der zeitformen, und man könnte sie temporale hilfsverben nennen.

Wir schreiten nun zu den modalen hilfsverben: sollen, müssen, mögen, können, dürfen, wollen.

Diese hilfsverba zeigen die nothwendigkeit, möglichkeit und zulässigkeit des ausgesagten an, und dienen also dazu, die aussageweise (modalität) umschreibend zu bestimmen. Diese modalität liegt nicht bloß in der bedeutung des hilfsverbs selbst, sondern noch dazu in der flexion desselben. Ersteres könnte man die logische, letzteres die grammatische (formelle) modalität nennen.

Die nähere besprechung der modalität der aussage (des grammatischen modus) kann erst beim mehrfachen satze stattfinden. Hier liegt uns zunächst daran, die prädikatform des satzes überhaupt vollständig darzulegen.

Diese modalen hilfsverba haben den reinen infinitiv (ohne „zu“) bei sich, der hier als verbales objekt erscheint. Da unsere sprache nur aktive tempora ohne umschreibung bilden kann, so hat sie auch nur für den infin. aktiv präs. eine einfache form. Die infinitive des aktivs sind z. b. loben (laudare), gelobt haben (laudavisse); die des passivs: gelobt werden (laudari), gelobt (worden) sein (laudatum esse).

Infin. aktiv präs.

Sollen ist theils hilfswort des futurs, theils drückt es die verpflichtung, das müssen, die nothwendigkeit etc. aus: Sie sollen den umstand bald erfahren. Less. 8, 104. Wer es für falsch hält, dessen widerlegung soll mir willkommen sein. Das. 8. Ich hätte Sie mit keinem geständnisse beunruhigen sollen. Less. 2, 148. Das sollte mir leid thun.

Less. 8, 5. Sie verlangte, dass ich das kunstwerk schätzen sollte. G. Hor. 2. IV. 30. Ihr sollt ihn heut noch sehn (fut.). Sch. Wall. Picc. 79. Diesem fiel aber erst jetzt auf, dass er hier so lange nicht hätte verweilen sollen. G. 18, 171. Der sehende hette zuvor sollen den blinden warnen. Agr. 223. Mit doppeltem infin: Wenn ihr nicht alt werden wolltet, so hättet ihr euch in der jugend sollen hängen lassen. G. 25, 259. Wer nicht auf solche weise das evangelium lesen kann, der sollte es nie lesen wollen. Tieck Ph. 1, 108. Ohne infin: Wie? mir vorschreiben, wo sie hin soll? Less. 2, 171. Entsprechend dem latein. dicitur: In Köln sollen viele reiche familien wohnen. G. Forst. 1, 91. Müssen. Sie haben müssen sehen und hören. L. Warn. 19. Sie haben müssen sterben. Agr. 240. Das unrecht hat müssen zu schanden werden. Agr. 63. Da hab ich einen großen kessel mit wasser aufsetzen müssen. K. u. HM. 40. (Müssen hier überall im perfekt.)

Mögen, d. h. befähigt sein, lust und macht haben, ist mit dem reinen infin. verbunden, vermögen hat den infin. mit „zu". Mögen Sie heute abend mit uns eine kleine abendmahlzeit einnehmen, so sollen Sie uns herzlich willkommen sein. Briefw. 6, 1. Geh dem aus dem wege, der nur noch lachen mag und kann. Tieck Ph. 1, 106. Solche fehler sind wirklich im Plinius, obschon gewis die wenigsten von ihm selbst herkommen mögen. Less. 8, 89. (Wahrscheinlichkeit.) In jenen seligen stimmungen möchte ich ausruhen. Tieck Ph. 1, 107. (Wunsch.) Es mochte aber wenig erklecken (d. i. hinreichen). K. Simpl. 335. (Wahrscheinlichkeit.) Meine gattin, die ich nie verletzen mochte. Tieck A. 106. Ohne infin: Ein frauenzimmer, das ihn nicht mag. G. 25, 37.

Können: Thu was du nicht lassen kannst. Less. 2, 127. Denn kirchen stiften kann ein iglicher wohl. L. Pred. 32. (Der abhängige infin. regiert hier zugleich den ackusat.) Der infin. steht voran, sobald der nachdruck darauf liegt, z. b: Binden, knüpfen und irr machen die gewissen künden sie wol, aber trösten und laben künden sie nicht. L. Ps. 96.

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