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Percurram: quamquam ridentem dicere verum

Quid vetat? ut pueris olim dant crustula blandi
Doctores, elementa velint ut discere prima:

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die einfache Verbindung, womit fast überall Lucrez, im ersten Buche an eilf Stellen, zu etwas Neuem übergeht. In den folgenden Satiren kömmt jedoch praeterea selten und in anderer Verbindung vor. S. zu

v. 13.

iocularia hier mit Baxter und Wieland auf eine Art Possenspiele, die exodia, Intermezzos in den atellanischen Dramen, zu deuten, verbietet selbst die dafür citirte Stelle bei Liv. 7, 2., wo Livius vom Ursprung dieser Spiele sprechend erzählt, die römischen Jünglinge hätten angefangen, die tuscischen Schauspieler nachzuahmen, simul inconditis inter se iocularia fundentes versibus, in welcher Verbindung iocularia, zur Erklärung gebraucht, nothwendig etwas allgemeines, überhaupt Possen, bezeichnet. ut qui iocularia, sc. percurrit oder vielmehr narrat. S. über diese Ellipse Bentl. zu Sat. 1, 8, 32. Dieselbe Ellipse Hom. Iliad. 2, 394. ̓Αργεῖοι δὲ μέγ ̓ ἴαχον, ὡς ὅτε κῦμα ἀκτῇ ἐφ' ὑψηλῇ, ὅτε κινήσει Νότος ἐλθών. Vgl. Pindar. Ol. 6, 3. Schol. Porph. Ordo et sensus: praeterea ne sic iocularia percurram, ut qui ridens iocularia percurrit. [Vielm. liegt der Nachdruck auf per, von Anfang bis zu Ende, wie in perfert Ep. 1, 17, 41. Der Leser soll nicht von diesem komischen Excurs auf den Geist des Ganzen schliessen, als sei eine blosse Posse beabsichtigt. Aus percurram d. h. peragam ist zu iocularia das allgemeinste Transitivum agunt zu entlehnen. ] ridens verbunden mit ut qui iocularia scheint uns frostig; es gehört zu percurram, wenn es gleich dem Sinne nach auch in jenen Worten liegt, wie es das Schol. Acr. nimmt: ne quemadmodum, qui iocularia narrat, ea ridens percurrit, ita ego ridens percurram quod coepi. Die Erscheinung Jupiters und seine ohne Erfolg bleibende Aufforderung war scherzhaft, noch mehr der Ausdruck von ihm, ambas buccas inflet. In den übrigen Satiren hat man jedoch nirgends nöthig, auf den Scherz aufmerksam gemacht zu werden; auch ist in den Lukrezischen Uebergängen v. 13. Cetera de genere hoc, und hier Praeterea ne sic etc. eine den übrigen Satiren fremde Monotonie. V. 25. olim, manchmal, noté. Schol. Acr. Nonnunquam, interdum. Plaut. Truc. 1, 1, 45. Nunc lenonum plus est fere quam olim muscarum est, cum caletur maxime. Ovid. Fast. 3, 555. Ut olim Amisso dubiae rege vagantur apes. Vgl. Lambin. zu Epist. 1, 10, 42. In diesem freien Gebrauch von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entspricht olim dem gleichbedeutenden quondam. v. 26. elementa prima, wie hier, vom Anfang im Lesen und Schreiben bei Quintilian. 1, 1, 35. vollst. prima litterarum elementa Quintilian. 1, 1, 23. Scharfsinnig leitete jemand das etymologisch nicht erklärbare Wort elementa aus der

Sed tamen amoto quaeramus seria ludo.
Ille gravem duro terram qui vertit aratro,
Perfidus hic caupo, miles, nautaeque, per omne

Zusammenstellung der Buchstaben 1, m, n her, wie wir sagen das A, B, C. Gewiss bedeutete elementa, wie das griech. oroizɛiα (S. Schneid. Lex.), ursprünglich die einzelnen Buchstaben, welche Wörter bilden, erst metaphorisch überhaupt einzelne Bestandtheile. 【 elementum mit deμa, àdérŋs verwandt, als Mehlstäubchen. ] v. 27. Sed tamen. Wie hier, nehmen diese Partikeln die unterbrochene Rede wieder auf Cic. de nat. deor. 1, 32. Verum hoc quidem, ut voletis; illud quaero, quae fuerit tanta fortuna (nihil enim in rerum natura ratione factum esse vultis) sed tamen quis iste tantus casus? Eben so veruntamen Cic. in Verr. 2, 3, 2. Ueber diesen Gebrauch von sed, verum, autem, ergo, igitur (im Griech, àààà und ovv) s. Heusing. zu Cic. de Off. 1, 1, 3. v. 29. Perfidus hic caupo. Ohne die hier von Markland Epist. Crit. ad Fr. Hare, Toup Cur. Nov. in Suid. p. 295 ed. Lips., Schrader lib. Emendat. p. 69 und de Bosch Praefat. ad Carm. Lat. p. 23 versuchten Aenderungen oder Erklärungen dieser Stelle zu erwähnen, welche sämmtlich keiner Widerlegung bedürfen, bemerken wir, dass die im Anfang der Satire als Beispiele aufgeführten Personen alle hier wiederkehren konnten, und, wenn der Dichter nicht mit unzeitiger Mühe lauter neue aufsuchen wollte, wiederkehren mussten mit Ausschluss des Rechtsgelehrten v. 9, der keineswegs seine responsa für einen Lohn ertheilte, um sich Vermögen fürs Alter zu sammeln, auch dies ehrenvolle Geschäft bis ins höchste Alter fortsetzte. Denn ganz verschieden sind ja diese iurisconsulti von den causidicis, und doch liessen sich auch diese erst später unter den Kaisern gegen ein ausdrückliches Gesetz, die lex Cincia, für ihre Vertheidigungsreden bezahlen. Tacit. Ann. 11, 5. Daher wählte Horaz hier, während er die obigen Personen wieder nennt, für den oben genannten Rechtsgelehrten den caupo, hier perfidus, wie Sat. 1, 5, 4. malignus genannt, weil diese Art Leute in Griechenland und Rom wegen Betrugs, Verfälschung der Waaren und Vervortheilung aller Art berüchtigt waren, so dass im Griech. zanŋkɛver auch verfälschen bedeutet. [Man beachtet den Gegensatz ille und hic nicht genug, gleich als wenn hic ein bloses Flickwort wäre! ille d. h. der schon oben genannte agricola sammt den übrigen obgenannten Ständen, miles, mercator, iurisperitus; und hic d. h. der hier erst genannte caupo, sammt den übrigen oben noch nicht genannten Ständen. So soll der caupo, hier zunächst den ganzen Gewerbstand repräsentiren, und dieser Stand alle übrigen in petto behaltenen Stände, so dass hic und ille zusammen die gesammte

Audaces mare qui currunt, hac mente laborem
Sese ferre, senes ut in otia tuta recedant,
Aiunt, cum sibi sint congesta cibaria, sicut
Parvola (nam exemplo est) magni formica laboris
Ore trahit quodcumque potest atque addit acervo
Quem struit, haud ignara ac non incauta futuri.

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Menschheit ausmachen, welche laut v. 1 in allen ihren Gliedern und Ständen unzufrieden ist. Wenn der Dichter nun hinter dem caupo den oben schon genannten miles und nauta noch einmal nennt, so stört das nicht; nur muss man hic allein auf caupo beziehen; miles nautaeque aber werden noch beigefügt, um: kurz, alle, alle! auszudrücken. Wenn caupo fehlte, oder (nach Eichstädt) nur wieder den iurisperitum als einen ius cauponantem bezeichnen sollte, so würde Horaz die ganze Menschheit auf jene vier Klassen zu beschränken scheinen. ] nautae hier nach Horazischem Sprachgebrauch die oben erwähnten mercatores, nicht nach dem Sprachgebrauch der Pandekten Lohnschiffer, oder qui navem exercent. Diese kommen hier nicht in Betrachtung, dagegen Horaz so oft die mercatores als Beispiele der Habsucht tadelnd nennt. Für mercator aber steht nauta Od. 1, 1, 14. 1, 28, 18 und 23 sqq., 2, 13, 14., 3, 24, 41. Epod. 16, 59. Und kehren hier zwei oben genannte Personen, der agricola und miles zurück, warum nicht auch der mercator? miles hier also (S. zu v. 4) ein evocatus, der nach verlebter aetas militaris aus Hoffnung auf ein versprochenes Landgut bei dem Heere bleibt. v. 30. currunt. Schol. Cruq. Propria locutio, ut, vastumque cava trabe currimus aequor (Aen. 3, 191.). So oft bei Dichtern f. navigare ohne Bezeichnung der Schnelligkeit. v. 32. cibaria, die Zehrung, die den in die Provinzen reisenden obrigkeitl. Personen, den Soldaten und Sklaven gegeben wurde, immer für eine bestimmte Zeit abgemessen, hier also verkleinernd von dem durchaus nöthigen Unterhalt. Schol. Porph. cum sibi sint collecta quae ad vitam tolerandam possunt satis esse. v. 33. magni form. lab. Schol. Acron. άvridetov, parvula magni laboris. Die Ameise, die bei uns den Winter in tiefen Wohnungen verschläft, in warmen Ländern nur ruht (S. Voss zu Virg. Georg. 1, 186), ist ein uraltes Bild, theils, wie hier, des sammelnden Fleisses (Aristot. H. An. 9, 26. Plin. H. N. 11, 36. Sprüch. Sal. 6, 6.), theils des Geizes, wie Theocrit. 17, 106. Οὐ μὴν ἀχρεῖός γε δόμῳ ἐνὶ πίονι χρυσὸς Μυρμάκων ἅτε πλοῦτος ἀεὶ zéyutaι μoyɛóviov. [Nach Kirchner Missverstand. ] Daher Plutarch. T. II. p. 525. E. uvoμnxwdns ihonhovría. Vgl. Iulian. Or. 6, p. 199. D. 7, p. 213. C. Pseudo-Phocyl. 152. v. 35. non incauta futuri. Virg. Georg. 1, 186. populat . . ingentem farris acervum . inopi me

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Quae, simul inversum contristat Aquarius annum,
Non usquam prorepit et illis utitur ante

Quaesitis sapiens; cum te neque fervidus aestus

Demoveat lucro, nec hiems, ignis, mare, ferrum,

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tuens formica senectae. v. 36. Quae, simul. Plötzlich tritt der Dichter ein, diese Beschönigung des Geizes widerlegend. Quae hier für At ea, wie so oft in diesem pronom. ein starkes aber liegt. Vgl. Sat. 1, 2, 48. Epist. 1, 16, 33. Cic. de Orat. 1, 1. init. Um, wie Voss zu Virg. Georg. 4, p. 813 trefflich bemerkt, den Eintritt der regnichten Jahreszeit (hiems) zu bezeichnen, nennt Horaz hier nicht von den Wintergestirnen gerade das nächste, den Scorpion oder den Schützen, sondern mit Auswahl den Wassermann, aquarius, dessen Bild malerisch zur Regenzeit passt. Denn die Ameise verbirgt sich nicht erst in der Mitte des Januar, wenn die Sonne in das Zeichen des Wassermanns tritt, sondern vor dem regnichten Winter. Nachahmend Auson. Epist. 24, 102. Effusaque hiemem contristat Aquarius unda (urna?). Doch ist hier nicht mit Baxter an die urna inversa zu denken. Falsch sagt auch das Schol. Porph. Inversum perpetuum epitheton est anni, quia in se semper vertitur i. e. revertitur. Das Jahr heisst während seines Verlaufs annus vertens, bei Hom. περιτελλόμενος, περιτροπέων ἐνιαυτὸς, daher anno vertente, binnen einem Jahre, mensem vertentem servire Plaut. Pers. 4, 4, 76. Nach dem Verlauf heisst es inversus, пɛınλóμevos, τετραμμένος (Theocr. 18, 26. τετραμμένου εἴαρος ἤδη), περιϊών Xenoph. Hellen. 3, 2, 25. пɛqıɛlýŵv Cyrop. 8, 6, 19. Hier also inversum annum s. v. a. anni exitum. Schol. Porph. Maxime sole in Aquario constituto tempestates horrendae et frigora ingentia solent esse. Sol autem transit in Aquarium XVII. Calend. Februarii; in eo est diebus triginta usque ad XVII. Calend. Martii. v. 38. sapiens. Mit überzeugenden Gründen hat Bentl. diese Lesart vertheidigt gegen die andere selbst von Gronov in Schutz genommene patiens, d. i. exiguo et duro victu contenta. S. Serm. 2, 6, 91. Epist. 1, 17, 13. Nicht von dieser Seite darf hier die Ameise, da durch ihr Beispiel der Geizige gestraft werden soll, gerühmt werden, sondern weil sie eben ohne Kargheit des Gesammelten geniesst. Doch liegt nicht schon in sapiens, was Bentl. zu erweisen sucht, die Bedeutung des frohen, reichlichen Genusses; vielmehr gehört sapiens zu dem ganzen Satze: sie ist weise genug, nicht hervorzukriechen, sondern des Gesammelten zu geniessen. [sapiens ist als eigener Satz zu denken: ideoque sapit.] — v. 39. ignis, mare, ferrum. Wie sich hier aestus, hiems, mare auf den mercator zu beziehen scheinen, so allenfalls auch ignis (Vgl. Epist. 1, 1, 45 sq. mit Od. 3, 3, 55), aber dann wäre ignis eine blosse Wiederholung von aestus, auch spricht der Dichter hier mit dem Geizhals überhaupt, und der Zusatz ferrum lehrt,

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Nil obstet tibi, dum ne sit te ditior alter.

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Quid iuvat immensum te argenti pondus et auri
Furtim defossa timidum deponere terra?

Quod si comminuas, vilem redigatur ad assem.

At ni id fit, quid habet pulchri constructus acervus?
Millia frumenti tua triverit area centum:

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dass hier sowohl ignis als ferrum sprüchwörtlich gebraucht ist, wie Eurip. Phoen. 524. Πρὸς ταῦτ ̓ ἴτω μὲν πῦρ, ἴτω δὲ φάσγανα. Anacr. 2. extr. νικᾷ δὲ καὶ σίδηρον καὶ πῦρ καλή τις οὖσα, uud in dem Sprüch wort, nuo odnow uǹ oxadeveir, ignem gladio scrutari Sat. 2, 3, 276. Und so nehmen wir hier alle diese Ausdrücke als bildliche Bezeichnungen der grössten Schwierigkeiten und Gefahren überhaupt; auf die Wahl einzelner leitete freilich der vorschwebende mercator. v. 40. alter, ein zweiter. So 1, 5, 33. Antoni, non ut magis alter, amicus. 42. neque queis me sit devinctior alter. Vgl. Epist. 1, 6, 32. Plaut. Bacch. 2, 3, 22. Blos für alius steht es in diesen Stellen nicht, wenn es sich auch damit vertauschen lässt. Vgl. Graev. zu Cic. pro Quint. 5. Broukh. zu Tibull. 4, 1, 18. v. 42. defossa f. effossa, denn eigentlich defoditur aurum. Aehnlich Virg. Georg. 3, 376. in defossis specubus. v. 43. Quod si comminuas. Schol. Porph. Avari responsum dicentis, nisi defossam pecuniam servet, futurum ut eam usque ad assem consumat. Ist quod hier die Partikel (quod si, wenn aber) oder das pronom. für at si id (S. zu v. 36)? [Offenbar für At si; denn quodsi bedeutet niemals wenn aber, sondern vertritt immer die Stelle des so seltenen si igitur. Auf diesen Vordersatz bezieht sich das folgende ni id fit d. h. ni comminuatur, ja nicht auf redigatur ad assem. ] — v. 45. Millia frumenti, sc. modiorum. Senec. de Brev. Vit. 18. multa millia frumenti committerentur, wie magnus numerus frumenti f. magna copia. Magst du von deinen grossen, wie kleine Provinzen ausgedehnten latifundiis hunderttausend Scheffel ernten. Vgl. Senec. Epist. 89 und 117. Die Tenne, area, war in Griechenland und Italien gewöhnlich auf freiem Felde, ein erhöhter und luftiger, meistens runder und abflüssiger Platz, worauf man die Aehren durch übergetriebene Lastthiere oder hinzugefügte Dreschwagen und Schleifen ausdrosch. Daher triverit. S. Voss zu Virg. Georg. 1, 176. Hier wird nach einer auch in Prosa häufigen Manier der Vordersatz, Millia .. . centum, mit Auslassung von si oder quamvis blos hingestellt, wo man gewöhnlich falsch eine Frage findet. Cic. de nat. deor. 1, 21. Roges me, qualem deorum naturam esse ducam: nihil fortasse respondeam. Quaeras, putemne talem esse, qualis modo a te sit exposita: nihil dicam mihi videri minus. in Verr. 2, 3, 2. Furem aliquem aut rapacem accusaris:

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