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Sehn wir nicht selbst des Meers Gebiete
Verrückt, und manchen Stern nicht mehr?
und unserm murrenden Gemüthe
Ist doch der Welt Gesez zu schwer?

Was ist's? ist Alles auch verloren,
Der Leib, der Ball von Staub, ist hin;
Die Seele nicht: Er ward geboren ;
Ich weiß, daß ich unsterblich bin.

So sind wir glücklich? Nein, Geschöpfe,
In euern Körpern seyd ihr's nicht,
Sie sind des Töpfers Thon und Töpfe,
Die er, so oft er will, zerbricht.

Ja, wåren nur des Leibes Qualen
So lebhaft nicht! ... Oft Höllenpein!
Unsterblichkeit! dich zu bezahlen,
Wie konnten sie gelinder seyn?

Was tröstet euch, ihr arme Kinder?

Ein bess'res Alter hoffet ihr.
So trösten Weise sich nicht minder,

Erst Weise dort, und Kinder hier.

So ruht denn sanft, ihr matte Sorgen! Das Schicksal lenket euren Kahn,

und an dem schönsten Frühlingsmorgen Kommt er vielleicht im Hafen an.

Der Gefangene.

Gefangner Mann, ein armer Mann!

Durch's schwarze Eisengitter

Starr' ich den fernen Himmel an,

Und wein' und schluchze bitter.

Creuz.

Die Sonne, sonst so hell und rund, Schaut trüb' auf mich herunter;

und kömmt die braune Abendstund', So geht sie blutig unter.

Wie gelb dåucht mir der Mond, wie bleich! Er wallt im Wittwenschleier;

Die Sterne sind den Fackeln gleich

Bei einer Todtenfeier.

Mag sehen nicht die Blümchen blühn,

Nicht fühlen Lenzes Wehen;

Ach! lieber såh' ich Rosmarin

Im Duft der Gråber stehen.

Vergebens wiegt der Abendhauch Für mich die goldnen Wehren; Möcht' nur in meinem Felsenbauch Die Stürme brausen hören.

Was hilft mir Thau und Sonnenschein

Im Busen einer Rose?

Denn nichts ist mein, ach! nichts ist mein

Im Muttererden-Schooße.

Kann nimmer an der Gattin Brust,

Nicht an der Kinder Wangen,

Mit Gattenwonne, Vaterlust

In Himmelsthrånen hangen.

Gefangner Mann, ein armer Mann!

Fern von den Lieben allen

Muß ich des Lebens Dornenbahn

In Schauernächten wallen.

Es gåhnt mich an die Einsamkeit,

Ich wälze mich auf Nesseln;
Und, ach! mein Beten wird entweiht
Vom Klirren meiner Fesseln.

Mit meinem Lied steigt Kerkerstaub
Hinauf zu Gottes Höhen;

Die Lippe bebt, wie Lindenlaub,
Das Herz fühlt Todeswehen.

Mich drångt der hohen Freiheit Ruf;
Ich fühl's, daß Gott nur Sklaven
Und Teufel für die Kette schuf,
Um sie damit zu strafen.

Was hab' ich, Brüder! euch gethan? Kommt doch, und seht mich Armen! Gefangner Mann! ein armer Mann! Ach! habt mit mir Erbarmen!

Schubart.

Am Aschermittwoch.

Weg von Lustgesang und Reigen!
Bei der Andacht ernstem Schweigen
Warnen Todtenkränze hier,

Sagt ein Kreuz von Usche dir:
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Vom Altar in die Pallåste
Drång' es sich zum Jubelfeste;
Mitten unterm Göttermahl
Ruf' es in den Königssaal:
Was den Zepter führt auf Erden,
Muß zu Erd' und Usche werden.

Wo Trophäen sich erheben,
Sieger jauchzen, Völker beben,
Ton' es aus der Ferne dumpf
In den schallenden Triumph :
Was den Lorbeer trägt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Wie sie ringen, sorgen, suchen,
Das Gefund'ne dann verfluchen,
Der umhergetrieb❜ne Geist
Felsen thürmt und niederreißt!
Was so rastlos strebt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Siehe, durch des Tempels Hallen Mann und Greis und Jüngling wallen, Und die Mutter, die entzückt

Ihren Säugling an sich drückt.

Was da blüht und reift auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Wie sie kommen, ach! so kamen

Viele Tausend; ihre Namen
Sind erloschen, ihr Gebein
Decket ein zermalmter Stein.
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Aber von der Welt geschieden,
Ohne Freud' und ohne Frieden,
Blickt die Treue starr hinab
In ein modervolles Grab.
Was so mächtig liebt auf Erden,
Soll es Erd' und Asche werden?

In den schönsten Rosentagen
Füllt die Lüfte banges Klagen,
Jammert die verwaiste Braut,
Einem Schatten angetraut.
Liebe kann nicht untergehen;
Was verwest, muß auferstehen.

Und das brüderliche Sehnen,
Abzuwischen alle Thrånen,
Was die Hand der Armuth füllt,
Haß mit Wohlthun gern vergilt:
Ewig kann's nicht untergehen!
Was verwest, muß auferstehen.

Jene, die gen Himmel schauen,
Ihrer höhern Ahnung trauen,
Diesem Schattenland entfliehn,
Vor dem Unsichtbaren knien:
O die werden auferstehen!
Glaube kann nicht untergehen.

Die dem Vater aller Seelen
Kindlich ihren Geist befehlen,
Und vom Erdenstaube rein
Der Vollendung schon sich freun:
Sollten sie wie Staub verwehen?
Hoffnung muß dem Grab entgehen.

Sieh' an schweigenden Altåren
Todtenkränze sich verklåren!
Menschenhoheit, Erdenreiz,
Zeichnet dieses Aschenkreuz;

Aber Erde wird zu Erde,

Daß der Geist verherrlicht werde.

Lied für Schwind süchtige.

Weh' mir! Es sigt mir in der Brust, Und drückt und nagt mich sehr;

Mein Leben ist mir keine Lust

und keine Freude mehr.

Ich bin mir selber nicht mehr gleich,

Bin recht ein Bild der Noth,

Bin Haut und Knochen, blaß und bleich,

Und huste mich fast todt.

Die Luft, drein herzlich von Natur

Gott seinen Segen senkt,

Und daraus alle Kreatur

Mit Heil und Leben trånkt;

Jacobi.

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