Heroiden. O v i d.. Wenn Ovid auch nicht der erfte Erfinder dieser Dich-' tungsart seyn sollte, wie bei der faßt durchgängigen Nachahs mung griechischer Dichter von den römischen kaum zu vers muthen steht; so find doch seine poetischen Briefe, die er als von, mehrentheils weiblichen, Personen des heroischen Zeits alters geschrieben voraus sezt, die einzigen uns übrigen Stüs cke des Alterthums in dieser Gattung; und durch jenen zus fälligen Umstand haben solche Briefe, den, nicht einmal ganz treffenden, Namen der Heroiden erhalten. Die einzige dritte Elegie im vierten Buche des Properz, von der Ares thusa an den Lykotas gerichtet, könnte man aufferdem noch hieher rechnen. Mit Recht bemerkt Warton (Essay on Po» pe, Vol. I. p. 297.), daß die Hervide vor der gewöhnlichen Elegie durch ihr Dramatisches einen großen Vorzug des Ins teresse gewinne. „Sie ift, sagt er, im Grunde nichts anders, als ein leidenschaftliches Selbstgespräch, worin die Seele den Leiden und Regungen, worunter fie arbeitet, freien Lauf giebt; dadurch aber, daß sie an eine besondre Person ges schrieben und gerichtet wird, gewinnt sie einen Grad von Schicklichkeit, welcher dem schönsten Selbstgespräch eines Trauerspiels immer noch abgeht.“ Vom Ovid haben wir ein und zwanzig solcher Briefe, die, bei quer Gleichförmigs keit ihres Inhalts, und ihrer oft zu großen Ausführlichkeiten, doch immer viel Schönheit des Ansdrucks, und der leidens schaftlichen Schilderung haben. Schade nur, daß auch hier Dieser Ovid. Ovid. dieser Dichter nicht selten in den ihm gewöhnlichen Fehler einer zu großen Ueppigkeit des Wißes, und einer zu großen Vorliebe für Bilder, Gleichnisse, und Antithefen verfällt. Der zehnte, hier zur Probe gewählte, Brief ist unstreitig eis ner der schönsten, obgleich nicht ganz frei von den so eben bes merkten Mängeln. Man vergleiche Dusch's Kritik darüber, in seinen Briefen zur Bildung des Geschmacks. N. Aufl. Th. III. Br. XVI. ARIADNE THESEO. Mitius inveni, quam te, genus omne ferarum, In quo me fomnusque meus male prodidit, et tu, Tempus erat, vitrea quo primum terra pruina Nullus erat: referoque manus, iterumque retento, curro. Alta puellares tardat arena pedes. Interea toto clamanti litore: Thefeu! Reddebant nomen concava faxa tuum: Et quoties ego te, toties locus ipfe vocabat. Ipfe locus miferae ferre volebat opem. Mons fuit; apparent frutices in vertice rari: Afcendo Afcendo (vires animus dabat) atque ita late Ovid. Inde ego (nam ventis quoque fum crudelibus ufa) Aut vidi, aut etiam, cum me vidiffe putarem, Nec languere diu patitur dolor; excitor illo, Quo fugis? exclamo: fcelerate, revertere, Thefeu! Iamque oculis ereptus eras: tum denique flevi. Aut ego diffufis erravi fola capillis, Qualis ab Ogygio concita Baccha deo: Et tua, qua poffum, pro te vestigia tango; Ut rate felici pacata per aequora labar; Ovid. Non ego te, Crete, centum digesta per urbēs, Me quoque, qua fratrem, mactaffes, improbe, clava; Nunc ego non tantum, quae fum paffura, recor- Sed quaecumque poteft ulla relicta pati. Morsque minus poenae, quam mora mortis, ha- Iam iam venturos aut hac, aut fufpicor illac, Quis fcit, an haec faevas tigridas infula habet? Neve traham ferva grandia penfa manu: Multa mihi terrae, multa minantur, aquae. Non |