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Appulejus.

Lucius Appulejus, aus Madaura in Afrika ges bürtig, lebte in der legten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, anfänglich zu Karthago, dann zu Athen, und in der Folge zu Rom, wo er sich mit vielem Eifer der platonischen Phis losophie widmete. Auch that er eine gelehrte Reise, und suchte sich mit den Gebräuchen und Mysterien der verschiedes nen Religionen bekannt zu machen. Als gerichtlicher Reds ner erwarb er sich nachher großen Ruhm; auch schrieb er viele Werke in griechischer und lateinischer Sprache, wovon jedoch die meisten verloren gegangen sind. Hieher gehören seine eilf Bücher Metamorphosen, oder die Geschichte eines Esels, den man wegen der sinnreichen Erfindungen in dieser Erzählung in spåtern Zeiten erst den goldnen Esel genannt hat. Diese Geschichte kann uns vielleicht noch den besten Begriff von der Manier der milesischen Fabeln geben; denn sie gehört zu dieser Gattung, und ist eigentlich einem Griechen, Lucius von Patras, nacherzählt, der, nach dem Photius, μeraμogoσews Roys von gleis chem Inhalte geschrieben hatte. Die Wendung des ganzen Vortrags ist satirisch, und wider die magischen Grillen, wis der die Mißbräuche der Priester, wider die Ausschweifungen und herrschenden Frevel seines Zeitalters gerichtet. So ans ziehend übrigens auch einige Theile dieser Metamorphosen find, vornehmlich die denselben eingewebte Geschichte Amor's und der Psyche; so hat doch die ganze Erfins dung und Zusammenstellung des Stofs etwas Unbehülfiiches und Schwerfälliges; und die Schreibart ist nicht frei von unnatürlichen Hårten und unrdmischen Ausdrücken, die den gebornen Ausländer verrathen. Der überall sichtbare Hang rednerisch zu seyn, macht sie vollends unschicklich und bes schwerlich.

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སྲ་

Spaz

IV.

Spanier.

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Es ist bekannt, daß diese Nation von jeher einen vors züglichen Hang zu romantischen Dichtungen geduffert hat, und gewiß ist wohl die ältere Literatur der spanischen Ros mane reichhaltiger und zahlreicher, als irgend eine andre. Du Fresnoy führt ihrer in seiner Bibliothek schon eine ziemliche Menge auf; aber gewiß waren ihm die meisten unbekannt geblieben. Wie viele es ihrer in der Rittergats tung gab, sieht man schon aus dem Inventar, welches im sechsten Kapitel des ersten Buchs von der Büchersammlung des Don Quixote durch den Pfarrer und Barbier ges macht wird. Wenn man indeß Spanien als das Vaterland der Romane in europäischen Sprachen ansieht, und wegen der dortigen Niederlassung der Araber diese Gattung dort weit früher entstanden glaubt, als in andern Ländern, so möchte doch wohl die Provence darauf Anspruch machen, auch diese Art von Dichtungen, wie die neuere Poeste übers haupt, an Spanien überliefert zu haben. Die eigentlichen Romane der Spanier sind auch wirklich so überalt nicht; vielmehr gehen die poetischen Ritterromane von Tristan und Lanzelot höher hinauf, und sind gewiß französischer, oder doch provenzalischer Herkunft. Möglich ist es indeß, daß die Erzählungen der Araber sich früher von Spanien aus dorthin verbreitet, und den Hang, Rittergeschichten auf åhns liche Art einzukleiden, zuerst geweckt haben. So mannigs faltig scheinen indeß die Arten der Romane, sowohl an Stof als Einkleidung, bei den Spaniern nicht geworden zu seyn, als bei den Franzosen, Engländern und Deutschen. Selbst dadurch, daß Cervantes der Sucht seiner Landesleute nach Ritterromanen durch eine neue, obgleich in ihrer Art und nach ihrem innern Werth sehr verschiedne Rittergeschichte Einhalt thun wollte, scheint diese Gattung bei ihnen noch beliebter und herrschender geworden zu seyn; ob sich gleich

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diese Vorliebe zum Theil auch wohl aus dem Nationalchas rakter der Spanier erklären lässt.

Cervantes.

Miguel de Cervantes Saavedra, geb. zu Alcala de Henares, 1547. Er that lange Zeit Kriegsdienste, war hernach sechstehalb Jahre hindurch - zu Algier gefangen, verlor in der berühmten Schlacht bei Les panto seine linke Hand, und brachte sein übriges Leben vers tannt und dürftig hin, bis er es im J. 1616 endigte. Seine vollständigste Lebensbeschreibung ist von Don Gres gorio Mayans y Siscar; wiewohl der einzelnen und genauen Umstände seines Lebens nur wenige bekannt sind. Sein erstes Werk dieser Art war der Schäferroman, Gas latea, dessen erster Theil schon im Jahr 1584 erschien, in Prose, aber mit vielen Versen untermischt. Vor etwa zehn Jahren hat der Graf Florian ihn im Französischen nachs. geahmt und abgekürzt. Cervantes selbst war in diesem Roman Nachahmer des Montemayor, dessen Diana damals nicht nur in Spanien, sondern auch bei den Ausläns dern, selbst bei uns Deutschen, viel Aufsehen erregt hatte, und Lieblingsbuch geworden war. Er sah die Mångel seis. nes Urbildes ein, aber er vermied sie nicht ganz; er brachte in seine Erzählung zwar mehr Einheit und Zusammenhang, aber des unnatürlichen Wißes und des unzeitigen gelehrten. Prunks war nicht weniger in ihr. Indeß fehlt es ihr auch nicht an einzelnen glücklichen Schilderungen, an Wahrheit des Gefühls und glücklichem Ausdrucke desselben, und an Ins teresse einiger rührender Situationen. - Mehr Werth has ben indeß seine Novelas Exemplares, wolf Erzählungen, worunter die vier: El Curiofo Impertinente, Rinconete y Cortadillo, La Fuerça de la Sangre, und das wißige Ges spräch zwischen zwei Hunden, Coloquio que passò entre

Was aber

Cipion y Bêrgança, wohl die schönsten sind. diesem geiftvollen Schriftsteller den, größten und ausgebreitets ften Ruhm und dauernden Nachruhm bei jeder gebildeten Nas tion erworben hat, ist sein allbeliebter komischer Roman: Vida y Hechos del ingeniofo Hidalgo Don Quixote de la Mancha, den er im J. 1605 herauszugeben anfieng. Er ist sehr oft, und in mehrere Sprachen mehr und minder glücklich überfest, und am ansehnlichsten zu Madrid, 1780 in vier Großquartbånden gedruckt. Dieser, von der königl. Akademie daselbst mit ganz eigner Sorgfalt und klassischer Strenge veranstalteten, Ausgabe ist eine sehr lehr. reiche Abhandlung über den wahren Charakter dieses in seis ner Art einzigen Werks vorangesetzt. Es wird darin das mannigfaltige Verdienst sehr gut entwickelt, welches demsels ben sowohl wegen seines äusserst anziehenden, zugleich belus -ftigenden und lehrreichen Inhalts, als wegen der darin so reichs lich strömenden originalen Laune, und wegen der sehr kor. rekten Sprache und ungemein vollendeten Schreibart gebührt. Der nächste Zweck seines Verfassers war freilich zwar die Züchtigung des eingeriffenen Geschmacks an der Lesung der vielen spanischen, großentheils abgeschmackten Ritterromane, und der dadurch entstandenen abentheuerlichen Richtung der Köpfe und Gesinnungen seiner Landsleute; zugleich aber wusste er so viel allgemeineres Interesse, und für alle Låns der, Stånde und Zeiten passende Moral und feine Satyre einzuweben, daß die Wirkung seines Meisterwerks nicht an Zeit und Ort gebunden blieb. Hauptsächlich liegt darin die wichtige Lehre, daß jeder, noch so vernünftige Mensch seine Lieblingsneigung oder sein Steckenpferd hat, wodurch er zu tausenderlei Anomalien und Ausschweifungen verleitet wers den tann; oder wie es der Herr von Bar ausdrückt:

Chacun a sa marotte;

Toujours par quelque endroit tout homme est

Don Quixote.

£ 3

Denn

Denn man würde den Hauptcharakter dieses Romans sehr unrichtig fassen, wenn man ihn durchaus für schwärmerisch, lächerlich und abentheuerlich nähme. Vielmehr schildert Cervantes seinen Helden, dem Gange der menschlichen Natur gemäßer, als sehr gescheidt und vernünftig im Den ken und Handeln, so lange der gefährliche Punkt seiner einges bildten Dulcinee unberührt bleibt; und, wie ihn Voltaire. ganz richtig nahm:

Très honnête homme, inftruit, brave, favant;
Mais dans un point toujours extravagant.

Bei aller Originalität steht indeß nicht zu leugnen, daß Cers vantes verschiedene seiner Vorgånger in der komischsatiris fchen Manier, besonders den Lucian, Pulci, und am meisten wohl den Ariost, vor Augen gehabt habe. Die beiden vornehmsten Charaktere des Don Quixote und Sancho Pansa hat Bodmer im achten Abschnitte seiner Betrachtungen über die poetischen Gemälde der Dichter gut entwickelt. - Die kßte Arbeit des E. waren Los Trabajos de Perfiles y Sigismunda, ein Roman von geringeri Range, der erst nach seinem Tode im Druck erschien. Er enthält zu viel Episoden, und manche seltsame, aber allzw unwahrscheinliche, Begebenheiten; aber die Schreibart ist auch hier nicht ohne Schönheiten.

Quevedo.

Don Francisco de Quevedo Villegas, aus einem angesehenen Geschlecht, geb. zu Madrid, 1570; geft. 1647. Einer der bekanntesten und wißigsten spanischen Schriftsteller, dessen Werke, obgleich von ziemlich ungleis hem Werthe, klassisches Ansehen erhalten haben. Am ber Hiebtesten waren von jeher seine Sueños, oder Träume, reich an Herzenstande, lebhaftem Wig und treffender Satire.

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