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Lichtwer.

Freilich grauet meinem Felle
Vor dem Jåger, der dort liegt!
Ach! sprach jener, sei vergnügt,
Der hat keinen ausgerottet.
Wise, dieser böse Mann
Zielt, so lang' ich denken kann.

Zorn mit Ohnmacht wird verspottet.

Die seltsamen Menschen.

Ein Mann, der in der Welt sich trefflich umge:

sehn,

Kam endlich heim von seiner Reise.

Die Freunde liefen schaarenweise,

Und grüßten ihren Freund; so pflegt es zu ges
schehn;

Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele
Dich hier zu sehn; und nun: Erzähle!

Was ward da nicht erzählt! - Hört, sprach er
einst, the wist,

Wie weit von unsrer Stadt zu den Huronen ist.
Eilf hundert Meilen hinter ihnen

Sind Menschen, die mir seltsam schienen.
Sie sizen oft bis in die Nacht

Beysammen fest auf Einer Stelle,

Und denken nicht an Gott noch Hölle.

Da wird kein Tisch gedeckt, kein Mund wird naß ges

macht;

Es könnten um sie her die Donnerkeile blißen,

Zwey Heer im Kampfe stehn; sollt auch der Himmel

schon

Mit Krachen seinen Einfall drohn,

D 3

Sie

Lichtwer. Sie blieben ungestöret sizen;

Denn sie sind taub und stumm. Doch läßt sich dann
und wann

Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören,
Der nicht zusammenhängt, und wenig sagen kann,
Ob sie die Augen schon darüber oft verkehren.
Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen;
Denn, wenn dergleichen Ding geschieht,
So pflegt man öfters hinzugehen,

Daß man die Leute sißen sieht.

Glaubt, Brüder, daß mir nie die gråßlichen Gebehr

den

Aus dem Gemüthe kommen werden,

Die ich an ihnen sah, Verzweiflung, Raserei,
Boshafte Freud', und Angst dabei,

Die wechselten in den Gesichtern.

Sie schienen mir, das schwör' ich euch,

An Wuth den Furien, an Ernst den Höllenrichs

tern,

An Angst den Missethätern gleich.

Allein, was ist ihr Zweck? so fragten hier die

Freunde.

Vielleicht besorgen sie die Wohlfahrt der Gemeinde?
So suchen sie der Weisen Stein? -

Ach nein!

Ihr iert.

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So wollen fie des Zirkels Viereck finden?
Nein! So bereun fie alte Sünden?

Das ist es alles nicht. - So find fie gar verwirrt,
Wenn sie nicht hören, reden, fühlen,

Noch sehn; was thun sie denn? Sie spielen.

Gleim.

Gleim.

(Von diesem noch lebenden Lieblingsdichter unsrer Na tion, Johann Wilhelm Ludewig Gleim, Domsekretår und Kanonikus zu Halberstadt, geboren 1719, werden unter den folgenden Dichtungsarten, besonders der lyrischen, mehrere Beispiele vorkommen. Auch seine Fabeln, wovon er un långst (Berlin 1787.) eine neue Originalausgabe geliefert hat, unterscheiden sich sehr vortheilhaft durch einen kunstlosen, naturvollen und gedrungenen Vortrag, durch glückliche Wendung der Gedanken, und durch lichtvolle, belebende Darstellung.)

Die Biene.

Eine kleine Biene flog
Emsig hin und her, und sog
Süßigkeit aus allen Blumen.
Bienchen, spricht die Gärtnerin,
Die sie bei der Arbeit trifft,
Manche Blume hat doch Gift;
Und du saugst aus allen Blumen?
Ja, sagt sie zur Gårtnerin,
Ja, das Gift laß ich darin.

Die Berathschlagung der Pferde *).

Ha! sprach ein junger Hengst, wir Sklaven
find es werth,

Daß wir im Joche sind. Wo lebt ein edles Pferd,

*) Nachahmung der obigen Fabel von Gay.

Gleim. Das frei sein will? O! wie glückselig war
In jener Zeit, der Våter Schaar!
Die waren Helden, edel, frei,
Und tapfer. In die Sklaverei
Bog keiner seinen Nacken,

Engländer nicht, auch nicht Polacken.
Der weite Wald

War ihr geraumer Aufenthalt;
Auch scheuten sie kein offnes Feld;
Sie graften in der ganzen Welt
Nach freiem Willen. Ach! und wir

Sind Sklaven, gehn im Joch, arbeiten wie der

Stier.

Dem schwachen Menschen sind wir Starken unters than;

Dem Menschen! Brüder, seht es an

Das unvollkommne Thier!

Was ist es? was sind wir?

Solch ein Geschöpf bestimmte die Natur

Uns prächtigen Geschöpfen nicht zum Herrn.

Pfui! Auf zwei Beinen nur!

Riecht er den Streit von fern?

Bebt unter ihm die Erde, wenn er stampft?

Sieht man, daß seine Nase dampft?

Ist er großmüthiger als wir?

Ist er ein schöner Thier?

Hat er die Mähne, die uns ziert?

Und doch ist er, ihr Brüder, ach!

Der Herr, der uns regiert.

Wir tragen ihn, wir fürchten seine Macht,

Wir führen seinen Krieg, und liefern seine

Schlacht;

Er siegt, und höret Lobgesang;

Die Schlacht indeß, die er gewann,

War unser Werk; wir hatten es gethan!

Was aber ist der Dank?

Wir dienen ihm zur Pracht

Vor seinem Siegeswagen!

Und ach! vielleicht nach dreien Tagen.

Spannt er den Rappen, der ihn trug,
Vor einen Pflug.

Ente

Entreiffet, Brüder, euch der niedern Sklaverei,
Entreisset euch dem Joch, und werdet wieder frei!
Wie leicht ist es, wenn wir

Zusammen halten? Was meint ihr?"

Er schwieg. Ein wicherndes Geschrei,

Ein wilder Lärm entstand, und jeder fiel ihm bei.
Ein einziger erfahrner Schimmel nur,

Ein zweiter Nestor, sprach: Wahrist es, die Natur
Gab uns die prächtige Gestalt,

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Die keiner hat, als wir; auch gab sie uns Gewalt
In unsern Huf. Jedoch aus mildrer Hand
Bekam der Mensch - Verstand!

Wer bauete den Stall, in dem wir sicher find

Vor Tiger und vor Wolf, vor Regen, Frost und

Wind?

Wer macht, daß wir auch dann dem Hünger widers stehn,

Wenn wir der Ayen Grün mit Jammer sterben sehn?

Wenn Eis vom Himmel fällt, und alles wüst' und tødt

Auf allen Fluren ist? Wer wendet alle Noth

Und allen Kummer dann von unsern Krippen ab?
Der Mensch, der gute Mensch, den uns der Himmel
gab,

Er streuet Haber aus, und erndtet siebenfach;
Er trocknet süßes Gras, und bringt es unter Dach.
Zwar helfen wir dabei; doch thun wir keinen
Schritt

Und keinen Zug umsonst. Er macht uns tåglich satt
Mit Speisen und Getrånk; und wenn er Sonntag
hat,

So haben wir ihn mit.

Wir dienen ihm; er uns; wir leben mit einander,
Sind mit einander frei. Der Rappe Bucephal,
Ein Grieche, welcher einst den Menschen Alexander
Auf seinem Rücken trug, war König in dem Stall,
Wie jener auf dem Thron. Und, kam er in ein

Feld,

Gleim.

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