Lichtwer. Freilich grauet meinem Felle Zorn mit Ohnmacht wird verspottet. Die seltsamen Menschen. Ein Mann, der in der Welt sich trefflich umge: sehn, Kam endlich heim von seiner Reise. Die Freunde liefen schaarenweise, Und grüßten ihren Freund; so pflegt es zu ges Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele Was ward da nicht erzählt! - Hört, sprach er Wie weit von unsrer Stadt zu den Huronen ist. Sind Menschen, die mir seltsam schienen. Beysammen fest auf Einer Stelle, Und denken nicht an Gott noch Hölle. Da wird kein Tisch gedeckt, kein Mund wird naß ges macht; Es könnten um sie her die Donnerkeile blißen, Zwey Heer im Kampfe stehn; sollt auch der Himmel schon Mit Krachen seinen Einfall drohn, D 3 Sie Lichtwer. Sie blieben ungestöret sizen; Denn sie sind taub und stumm. Doch läßt sich dann Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören, Daß man die Leute sißen sieht. Glaubt, Brüder, daß mir nie die gråßlichen Gebehr den Aus dem Gemüthe kommen werden, Die ich an ihnen sah, Verzweiflung, Raserei, Die wechselten in den Gesichtern. Sie schienen mir, das schwör' ich euch, An Wuth den Furien, an Ernst den Höllenrichs tern, An Angst den Missethätern gleich. Allein, was ist ihr Zweck? so fragten hier die Freunde. Vielleicht besorgen sie die Wohlfahrt der Gemeinde? Ach nein! Ihr iert. So wollen fie des Zirkels Viereck finden? Das ist es alles nicht. - So find fie gar verwirrt, Noch sehn; was thun sie denn? Sie spielen. Gleim. Gleim. (Von diesem noch lebenden Lieblingsdichter unsrer Na tion, Johann Wilhelm Ludewig Gleim, Domsekretår und Kanonikus zu Halberstadt, geboren 1719, werden unter den folgenden Dichtungsarten, besonders der lyrischen, mehrere Beispiele vorkommen. Auch seine Fabeln, wovon er un långst (Berlin 1787.) eine neue Originalausgabe geliefert hat, unterscheiden sich sehr vortheilhaft durch einen kunstlosen, naturvollen und gedrungenen Vortrag, durch glückliche Wendung der Gedanken, und durch lichtvolle, belebende Darstellung.) Die Biene. Eine kleine Biene flog Die Berathschlagung der Pferde *). Ha! sprach ein junger Hengst, wir Sklaven Daß wir im Joche sind. Wo lebt ein edles Pferd, *) Nachahmung der obigen Fabel von Gay. Gleim. Das frei sein will? O! wie glückselig war Engländer nicht, auch nicht Polacken. War ihr geraumer Aufenthalt; Sind Sklaven, gehn im Joch, arbeiten wie der Stier. Dem schwachen Menschen sind wir Starken unters than; Dem Menschen! Brüder, seht es an Das unvollkommne Thier! Was ist es? was sind wir? Solch ein Geschöpf bestimmte die Natur Uns prächtigen Geschöpfen nicht zum Herrn. Pfui! Auf zwei Beinen nur! Riecht er den Streit von fern? Bebt unter ihm die Erde, wenn er stampft? Sieht man, daß seine Nase dampft? Ist er großmüthiger als wir? Ist er ein schöner Thier? Hat er die Mähne, die uns ziert? Und doch ist er, ihr Brüder, ach! Der Herr, der uns regiert. Wir tragen ihn, wir fürchten seine Macht, Wir führen seinen Krieg, und liefern seine Schlacht; Er siegt, und höret Lobgesang; Die Schlacht indeß, die er gewann, War unser Werk; wir hatten es gethan! Was aber ist der Dank? Wir dienen ihm zur Pracht Vor seinem Siegeswagen! Und ach! vielleicht nach dreien Tagen. Spannt er den Rappen, der ihn trug, Ente Entreiffet, Brüder, euch der niedern Sklaverei, Zusammen halten? Was meint ihr?" Er schwieg. Ein wicherndes Geschrei, Ein wilder Lärm entstand, und jeder fiel ihm bei. Ein zweiter Nestor, sprach: Wahrist es, die Natur 1 Die keiner hat, als wir; auch gab sie uns Gewalt Wer bauete den Stall, in dem wir sicher find Vor Tiger und vor Wolf, vor Regen, Frost und Wind? Wer macht, daß wir auch dann dem Hünger widers stehn, Wenn wir der Ayen Grün mit Jammer sterben sehn? Wenn Eis vom Himmel fällt, und alles wüst' und tødt Auf allen Fluren ist? Wer wendet alle Noth Und allen Kummer dann von unsern Krippen ab? Er streuet Haber aus, und erndtet siebenfach; Und keinen Zug umsonst. Er macht uns tåglich satt So haben wir ihn mit. Wir dienen ihm; er uns; wir leben mit einander, Feld, Gleim. |