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Gleim. Leffing.

Wo Ruhm zu erndten war; so war er auch ein

Held;

Und beide, Pferd und Mensch, eroberten die Welt, und theileten den Ruhm des Sieges.' Würden wir Bom Bucephal sonst Nachricht haben?

Es låg' in tiefer Nacht begraben,

Das edle Thier!"

Niemals besänftigte der Redner Cicero
Die aufgebrachten Römer so,

Als dieser Nestor seine Brüder.

Denn, er voran, und hinter ihm die Schaar
Der muthigen Rebellen alle,

Nebst dem, der ihr Worthalter war,
Begaben alsobald sich wieder nach dem Stalle.

Lessing.

(Gotthold Ephraim Lessing, geboren 1729, gestorben als Herzogl. Wolfenbüttelischer Bibliothekar, 1781, machte fich als Dichter und Theorist um die Fabel sehr verdient. In seinen Abhandlungen über dieselbe herrscht ungemein viel Scharfsinn; und seinen Fabeln gebührt der Ruhm der zweckmäßigsten Kürze, des angenehmsten Wises, der feinsten Ründung und Eleganz im Vortrage, der trefflichsten Wahl und Versinnlichung der moralischen Lehrfäße. Seine proz faischen Fabeln sind in drei Bücher vertheilt, deren zweites musterhafte Umarbeitungen ålterer Fabeln enthält.)

Zevs und das Pferd.

Vater der Thiere und Menschen! so sprach das Pferd, und nahte sich dem Throne des Zevs; man will, ich sei eins der schönsten Geschöpfe, womit du die Welt geziert haft; und meine Eigenliebe heißt

mich es glauben.

"

Aber sollte gleichwol nicht noch Lessing. verschiedenes an mir zu bessern sein?

Und was meinst du denn, daß an dir zu bessern sei? Rede; ich nehme Lehre an: sprach der gute Gott, und lächelte.

Vielleicht, sprach das Pferd weiter, würde ich flüchtiger sein, wenn meine Beine höher und schmächtiger wären; ein langer Schwanenhals würz de mich nicht verstellen; eine breitere Brust würde meine Stärke vermehren; und da du mich doch ein'mal bestimmt hast, deinen Liebling, den Menschen, zu tragen, so könnte mir ja wohl der Sattel aners schaffen sein, den mir der wohlthätige Reuter auflegt.

Gut, versezte Zevs; gedulde dich einen Augenblick! Zevs, mit ernstem Gesichte, sprach das Wort der Schöpfung. Da quoll Leben in den Staub; da verband sich organisirter Stoff; und plötzlich stand vor dem Throne das häßliche Kameel.

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Das Pferd sah, schauderte und zitterte vor entz seßendem Abscheu.

Hier sind höhere und schmächtigere Beine, sprach Zevs; hier ist ein langer Schwanenhals; hier ift eine breitere Brust; hier ist der anerschaffne Sat tel! Willst du, Pferd, daß ich dich so umbilden foll?

Das Pferd zitterte noch.

Geh, fuhr Zevs fort; dießmal sei belehrt, ohne bestraft zu werden. Dich deiner Vermessenheit aber dann und wann reuend zu erinnern, so daure du fort, neues Geschöpf! - Zevs warf einen erhalten: den Blick auf das Kameel- und das Pferd erblicke dich nie, ohne zu schaudern!

Der

Leffing. J. A. Schle gel.

Der Affe und der Fuchs.

Nenne mir ein so geschicktes Thier, dem ich nicht nachahmen könnte! so prahlte der Affe gegen den Fuchs. Der Fuchs aber erwiederte: Und du, nenne mir ein so geringschätziges Thier, dem es eins fallen könnte, dir nachzuahmen.

Schriftsteller meiner Nation! - Muß ich mich noch deutlicher erklären?

Johann Adolph Schlegel.

(Geboren 1721, und jegt Konsistorialrath und Superintendent zu Hannover. Bon feinen sehr vorzüglichen Ein- ' fichten in die poetische Theorie ist seine Arbeit über den Bats teur der rühmlichste Beweis; aber auch seine eignen dichte. rischen Werke gereichen feinem Geiste und Geschmack sehr zur Ehre. Seine Fabeln waren großentheils vorher in den Bres mischen Beiträgen gedruckt, wurden aber in der Folge von ihm aufs neue durchgesehen, und von seinem würdigen Freunde, Hrn. Hofrath Gärtner in Braunschweig herausgegeben.)

Die Krähe.

Als eine Kråh einst ihr Gefieder
Mit Pfauenfedern ausgeschmückt,
Besah sie sich, von sich entzückt,
Und hieß die Pfauen ihre Brüder,
Und mischte stolz in ihre Schaar sich ein,
Und glaubte schon, der Juno Pfau zu sein.

Die Pfauen fahen dieß, beraubten ihr Gefieder
Des Schmucks, den sie geborgt, und mit ihm aller
Pracht.

Der kaum gewordne Pfau ward eine Krähe wieder,
und selbst von Schwalben ausgelacht.

Als einst ein Reimer seine Lieder
Mit fremder Kühnheit ausgeschmückt,
Besang er sich, von sich entzückt,
Und hieß die Dichter seine Brüder.
Er drängte stolz in ihre Zunft sich ein,
Und dünkte sich ein Haller schon zu sein.

Die Dichter sahen dieß, beraubten seine Lieder
Des Wizes, den er stahl. Wo war nun seine Vracht?
Der neue Haller ward ein seichter Reimer wieder,
und selbst von Dunsen ausgelacht.

J. A. Schles
gel.
Michaelis..

Michael is.

(Der erste dffentliche Versuch eines zu früh verstorbenen, mit trefflichen Anlagen versehenen Dichters, Johann Bens jamin Michaelis, geboren 1747, gestorben 1772, waren seine Fabeln, Lieder und Satyren. Jene find in der Gellertischen Manier geschrieben; und ihr Verdienst ist Leichtigkeit der Wendung, und anziehende Munterkeit des Vors` trages.)

Der Bauer unter der Eiche.

Ein Bauer wanderte, fein Essen zu genießen,
Dem Schatten eines Eichbaums zu:
Und jähnte schon bei jedem Bissen

Recht herzlich nach der Mittagsruh.

Gewohnt von Jugend auf zu zänkischen Gedanken

That

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Michaelis. That lang ihm schon sein gnådger Herr nicht recht, Oft predigte der Pfarr zu schlecht:

Jezt aber kam ihm ein, einmal mit Gott zu zanfen.

Gelegenheit war da!

Er sah die Eicheln an.

Da steht nun, rief er aus, und überschlug die Ar

men,

Ist das nicht ewig zu erbarmen!

Da steht nun so ein Baum der Kirchen tragen kann:
Und hier und da ein Nüßgen dran.

Allein, mein Blut, man darf nichts fagen;
Denn fagt man was, so gehts an ein Verklagen;
Da nimmt der Superdent gar artig uns herum,
Und schreibt wohl gar ins Confifiorium.
Nur schieb ich jeden ins Gewissen
Ob sich ein Kürbs zum Stengel schickt.
Ich sehs bei mir: die meisten sind zerknickt -
Das hätt mir anders werden müssen!

Gerade umgekehrt! Hier sollten Kürbse sein!
Er sprachs und jähnt und schlummert ein.

Zum Unglück stieß ein Nordwind in die Eiche:

Und eine kleine Eichel traf

Derb unsern Bauer auf den Schlaf.

Hilf Himmel! fuhr er auf, und fühlte nach dem
Streiche

Ist das ein Schmerz! was hab ich Thor gedacht?
Wenns nun ein Kürbs gewesen wäre?
Verzeih mirs Gott! und ervig sei ihm Ehre!
Denn er hat alles wohl gemacht.

I

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